Überblick: Wettbewerbsvergleich

Weil Lufthansa sich ja eher desinteressiert an ihren Kunden zeigt, habe ich angefangen, die Bonusprogramme der verschiedenen Airlines zu vergleichen.

Dabei gibt es zwei Grundfragen: Die Anzahl der nötigen Flüge, um einen Prämienflug auf Meilen einlösen zu können und die Anzahl der nötigen Flüge, um Statusvorteile in Anspruch nehmen zu können.

Die Prämienflüge zu bewerten ist relativ komplex: Denn bei fast allen Gesellschaften fallen „Steuern und Gebühren“ in unterschiedlicher Höhe an. Bei Lufthansa ist der so hoch, daß der Meilenwert sogar negativ wird. Andere Gesellschaften verlangen weniger.

Und dann kommt da noch die Verfügbarkeit dazu: Wie leicht bekommt man den gewünschten Prämienflug? Eine amerikanische Studie hat das für die Economy-Class ermittelt, Lufthansa kam dabei auf den ersten Blick ganz gut weg – allerdings dürfte das an den besonders hohen Gebühren liegen. Denn in der First Class ist die Verfügbarkeit deutlich schlechter, wie ich ermittelt habe.

Dennoch habe ich versucht, für die beiden OneWorld-Gesellschaften AirBerlin und British Airways versucht, auch diese Effekte abzuschätzen.

Im Ergebnis bin ich zu dem Eindruck gelangt, daß bei Lufthansa für einen Prämienflug etwas mehr Reisen nötig sind als bei den beiden anderen Programmen.

Gleiches gilt nach meinen Schätzungen auch für den Status. Daraus lassen sich in Abhängigkeit vom Reiseverhalten konkrete Handlungsempfehlungen ableiten.

Grob gilt: Mit gleichem Flugverhalten kann ein Frequent Traveller woanders StarAlliance Silber (Thai oder Aegan) und OneWorld Sapphire (Iberia) erreichen, ein Senator StarAlliance Gold (Turkish Airlines oder Aegan) und OneWorld Emerald (Iberia). Aus einem Status werden so zwei, die Vorteile gelten effekt allianzübergreifend.

Für viele Kunden dürfte das mehr Flexibilität bedeuten und damit die Möglichkeit ohne Nachteile günstigere Preise nutzen zu können. Das senkt für Lufthansa weiter den Wert von Miles&More – dessen größter Vorzug bisher irrationales Käuferverhalten wegen der versprochenen Vorteile war. Wie sagte ein Ex-Kunde so treffend nach der Meilenentwertung: „Ich habe mich deshalb zum ersten mal nach Alternativen zur LH umgeschaut. Danke Lufthansa!“

So spart man ein Unternehmen kaputt.

Wochenrückblick

Beim Wochenrückblick fällt mir jede Woche wieder auf: Die Themen, die ich eigentlich für die Woche angedacht habe, bekomme ich gar nicht unter. Eigentlich wollte ich mich die Woche auf Status bei StarAlliance und OneWorld konzentrieren, um zu zeigen, wie aufwendig er bei den verschiedenen Airlines zu erreichen ist – und daß Lufthansa besonders hohe Hürden aufstellt. Wechselt ein Frequent Traveller von Lufthansa weg, kann es für die gleiche Menge Flüge sowohl eine StarAlliance Gold als auch OneWorld Sapphire Karte geben:

Durch Lufthansas „Liebesbrief-Knaller-Werbung“, die nach hinten losging, mußte ich das Thema Status unterbrechen, nächste Woche kommt noch etwas nach.

Leider kam von der Werbekampagne, hinter der laut horizont.net Brand David stecken soll, in der medialen Berichterstattung nur ein negativer Teilaspekt an: Der Sexismus. Den anderen Anteil, der sich durch Lufthansas aktuelles Handeln zieht, der dauernde in-sich-Widerspruch, ist untergegangen. Dabei halte ich die schlechte und die Nicht-Kommunikation für das aktuelle Kernproblem der Airline:

Und in eigener Sache noch: Gestern habe ich meinen 200. Artikel auf dem Blog veröffentlicht. Danke dafür an Lufthansa, die mir dauernd weiteren Stoff liefern.

Status – was bringt’s?

Freitag berichtete ich, daß Lufthansa den „Silber“-Kunden den Zugang zu einigen Lounges gestrichen hat. Das führte zu vielen verärgerten Kommentaren gegen Lufthansa.

Doch was bringen eigentlich die diversen Bonusprogramme? Neben Punkten und damit Rabatt vorallem Vorteile, wenn man viel reist: Sie sparen Zeit und manchmal auch Nerven am Flughafen.

Eine Übersicht der Vorteile, zusammengestellt aus den Angaben der StarAlliance und von OneWorld, unterlegt mit einigen Besonderheiten innerhalb der Allianzen: Mit (teils) habe ich Leistungen markiert, die einige Airlines gegenseitig ihren gemeinsamen Kunden anbieten, die aber nicht zum offiziellen Standard der Gruppe gehören.

  Star-Silber Star-Gold OneWorld Ruby OneWorld Sapphire OneWorld Emerald
Wartelisten-Priorität Ja Ja Ja Ja Ja
StandBy-Priorität Ja Ja Ja Ja Ja
Business-Class CheckIn (teils) Ja Ja Ja Ja
First-Class CheckIn   Ja     Ja
Priority Boarding   Ja   Ja Ja
Business-Lounge (teils) Ja   Ja Ja
Business-Lounge mit Begleitung   Ja   Ja Ja
First-Lounge         Ja
First-Lounge mit Begleitung         Ja
Sitzplatzreservierung   Ja Ja Ja Ja
Extra-Gepäck   20 kg   (teils) (teils)
Priority-Gepäck   Ja   (teils) (teils)

Der Vergleich zeigt, daß OneWorld Sapphire im Wesentlichen dieselben Leistungen bietet wie StarAlliance Gold. Die Lounge-Bezeichnungen können da täuschen, wesentlicher ist häufig die Möglichkeit, einen Begleiter mitnehmen zu dürfen.

Denn die Qualität der Lounges variiert bei allen Allianzen stark über den Betreiber und weniger über die Klasse: Bei vielen amerikanischen Gesellschaften gibt es nur Kekse und Softdrinks, während die Europäer häufig kleine Häppchen anbieten und die Asiaten sich meist sehr viel Mühe geben.

Ob da nun First oder Business auf der Tür steht, bestimmt meist nur, ob es zur Brez’n Leberkäs‘ gibt oder nicht – und welche Weine, wenn überhaupt, auf dem Tresen stehen. Leider sagt es nichts über die Zahl der Steckdosen zum Laptop-Laden und wieviel Sitz-Platz und damit Ruhe sich in der Lounge findet. Vor der Lufthansa-Senator-Lounge in Frankfurt zum Beispiel habe ich schon Schlangen gesehen, die einem Apple-Store bei der Vorstellung eines neuen iPhones zur Ehre gereicht hätten.

Dabei ist Schnelligkeit eigentlich die Priorität des Vielreisenden. Das haben die Airlines auch erkannt und erlauben den Check-In an den Schaltern, die üblicher Weise kürzere Schlangen haben: Business- und First-Class.

Genau darauf zielen auch die Wartelisten-, StandBy- und Gepäck-Priorität. Erstere stellen sicher, daß man mal schneller weiterkommt, wenn sich die Planung ändert, letzteres soll, was nicht immer klappt, dafür sorgen, daß das Gepäck als erstes ausgeladen wird.

Der Aufwand, den die Allianzen mit ihren gemeinsamen Kundenbindungsprogrammen treiben, dokumentiert einmal mehr, wie wichtig die Stammkunden für die Airlines sind. Lufthansa, obwohl sie die StarAlliance gegründet hat, scheint das vergessen zu haben.

Weitere Artikel dazu im Blog:

Nachtrag

Mit Blick auf die Kommentare (siehe Diskussion bei diesem Beitrag) habe ich oben in der Tabelle die StarAlliance Gold Lounge zur Business Lounge gemacht. Die Begrifflichkeiten sind allianzweit nicht eindeutig. Da war OneWorld geschickter.

Mein Vergleich BA Executive Club und Miles&More

AirBerlins topbonus Programm habe ich bereits mit Miles&More verglichen. Das „alteingesessenere“ Programm von British Airways, der Executive Club, ist auch ein OneWorld-Programm und damit auch geeignet, um dort mit AirBerlin-Flügen Meilen zu sammeln. Da British Airways der OneWorld-Mentor für AirBerlin ist, finde ich den Vergleich besonders interessant, zumal auch British Airways kürzlich sehr fair das Programm angepasst hat.

Avios und Tier Points

Während topbonus und Miles&More mit Prämien- und Statusmeilen rechnen, gibt es bei British Airways genauso wie zum Beispiel bei Qantas sogenannte „tier points“ und Prämienmeilen, die British Airways Avios nennt.

Avios leiten sich direkt aus der geflogenen Meilenzahl her, dabei gibt es wie bei Miles&More bestimmte Mindestwerte. Je nach Buchungsklasse findet eine Aufwertung mit einem konstanten Faktor statt, für Economy-Plus gibt es 125% der Meilen, für Business 150% und First 200%.

Zusätzlich erhalten Statuskunden abhängig vom Status zusätzliche Avios. Für Bronze gibt es 25% extra, für Silver und Gold je 100%. Dabei wird der Statusbonus nur für Entfernungsmeilen berechnet. Auf der Strecke Hamburg London gibt es mindestens 500 Avios in Economy. Ein statusloser Business-Gast erhält 150% der Meilen, also 750. Ein Gold-Status-Kunde in der Business erhält genauso 750 Meilen für die Kabine und zusätzlich 500 Meilen (100% der Entfernung) für seinen Status, insgesamt also 1250 Meilen.

Vergleicht man den Meilenverdienst für einige hypothetische Routen, denn es wird schwer, für British Airways und Lufthansa gemeinsame Flugstrecken zu finden, dann ergibt sich folgendes Bild:

MUC-LHR Eco günstig Eco normal Eco flex Business P Business Z Business
BA „normal“ 578 578 867
BA Bronze 723 723 1.012
BA Silver / Gold 1.156 1.156 1.445
LH normal 125 750 1.250 750 1.250 2.000
LH FTL, SEN, HON 156 938 1.563 938 1.563 2.500
LHR-SFO Eco günstig Eco normal
LH Business P
Eco flex
LH Business Z
Premium Eco Business First
BA „normal“   5.358 5.358 6.698 8.037 10.716
BA Bronze   6.698 6.698 8.038 9.377 12.056
BA Silver / Gold   10.716 10.716 12.056 13.395 16.074
LH normal 2.679 5.358 8.037   10.716 16.074
LH FTL, SEN, HON 3.349 6.698 9.377   12.056 17.414

Das Ergebnis ist gemischt, die First Class bei Miles&More bringt meist mehr Meilen, allerdings sind die Business-Meilen von British Airways häufig günstiger. Gerade nach der Abwertung der Buchungsklassen P und Z durch Lufthansa. Da British Airways auch nicht zwischen billigen und normalen Economy-Klassen unterscheidet, ist die Sammelei bei British Airways auch für die, die gerne billigst buchen, günstiger.

Da allerdings der Verdienst noch nichts über den Wert der einzelnen Meile sagt, sind auch die Award-Preise relevant.

Strecke Airline Economy Economy Plus Business First
München-London British Airways 9.000   18.000  
  Lufthansa 30.000   45.000  
London – New York British Airways 40.000 60.000 80.000 120.000
  Lufthansa 60.000   105.000 170.000
London – Bangkok British Airways 60.000 90.000 120.000 180.000
  Lufthansa 80.000   135.000 210.000

British Airways verlangt weniger Meilen pro Bonusflug, das relativiert deutlich die teilweise geringfügig schlechteren Verdienstmöglichkeiten. Das heißt, insgesamt sind Award-Flüge von British Airways leichter zu erfliegen.

Zusätzlich bietet British Airways an, innereuropäisch die Steuern und Gebühren pauschal mit 27 € für Economy und 34 € für Business abzugelten. Das liegt deutlich unter dem Preisniveau von Lufthansa, die für einen innerdeutschen Flug schon fast 140 € an Steuern und Gebühren verlangt.

Insgesamt erscheint das deutlich attraktiver.

Status

Anders als AirBerlin topbonus und auch Miles&More nutzt British Airways für den Status ein von den Meilen unabhängiges System. Es werden sogenannte „tier points“ vergeben. Die sind entfernungsabhängig und bewerten grob gesagt kurze Strecken deutlich höher als längere. Gleichzeitig sind höherwertige Kabinenprodukte deutlich besser bewertet.

Einige Beispiele:

Strecke Buchungsklasse Tier Points
Hamburg – London Discount Economy 10
Economy 20
Business 40
London – Chicago Discount Economy 35
Economy 70
Premium Economy 90
Business 140
First 210

Beim Vergleich der Statuslevel entspricht British Airways Bronze AirBerlin Silber, BA Silber AB Gold und BA Gold AB Platinum. Dabei war OneWorld Sapphire, also BA Silber und AB Gold meiner Einschätzung nach dem Senator der Lufthansa im Wesentlichen äquivalent.

Damit ergibt sich im Vergleich mit Miles&More folgendes Bild:

Airline Status Allianz-Level Tier Points oder Flugsegmente
British Airways Bronze Ruby 300 25
Silver Sapphire 600 50
Gold Emerald 1.500 nicht möglich
Lufthansa Frequent Traveller Silber 35.000 30
Senator Gold 130.000 nicht möglich
HON Circle Gold 600.000
in 2 Jahren
nicht möglich

Anders als bei AirBerlin oder Lufthansa, bei denen alle StarAlliance-Flüge für den Status zählen, sind bei British Airways für Bronze mindestens zwei BA-Flüge und für Silber bzw. Gold vier Flüge mit BA-Flugnummer nötig. Einen statusabhängigen Bonus auf tier points, wie bei AirBerlin und Lufthansa gibt es nicht.

Bewertet man, wie ich, den OneWorld Sapphire als StarAlliance Gold äquivalent und damit vergleichbar dem Senator, dann ist BA Silver deutlich leichter zu erreichen, es genügen rund vier Business Class Flüge in die USA. Das ist dem Aufwand für einen Lufthansa Frequent Traveller vergleichbar.

Fazit

Die Avios sind zwar in einigen Buchungsklassen etwas schwieriger zu verdienen als bei Miles & More, aber dafür sind die Prämienflüge günstiger. Dadurch erscheint insgesamt das Verhältnis von nötigen Flügen für einen Freiflug besser. Auch ist die erste, allianzweit nützliche Statusstufe mit „Silver“ leichter zu erreichen, als das Lufthansa Äquivalent.

Daher scheint mir BA Executive Club vom Konzept her günstiger für den Kunden.

Wie es der Wettbewerb macht: AirBerlin

Heute ist AirBerlin der OneWorld beigetreten. Im Rahmen dessen hat AirBerlin einiges an ihrem eigenen Programm topbonus ändern müssen.

Zunächst gibt es einen neuen Statuslevel „Platinum“, der OneWorld Emerald entspricht und für 100.000 Statusmeilen vergeben wird.

Für Gold (OneWorld Sapphire) hat AirBerlin die Punktegrenze angehoben auf 50.000 Statuspunkte und Silber (OneWorld Ruby) auf 25.000. Alternativ war Silber schon immer über 24 Flugsegmente zu erreichen, Gold jetzt neu mit 60 Segmenten.

Für Bestandskunden gelten zunächst bis 30.06.2012 die alten Statusgrenzen.

Gleichzeitig sind einige Flugprämien teurer geworden und einige neue Ziele hinzugekommen. So kostet ein Business Flug innerhalb Europas, in die Karibik oder Südasien so viel wie vorher, in andere Regionen sind bis zu 7.500 Meilen mehr fällig.

Auch hier können Bestandskunden zunächst zu den alten Meilenpreisen ihre Prämienflüge noch bis 30.06.2012 buchen.

Überraschend finde ich, daß Prämienflüge bei anderen OneWorld-Mitgliedern zu anderen Tarifen angeboten werden. AirBerlin unterhält insofern eine eigene Meilentabelle.

Auch findet sich ein gestrichener Statusvorteil nur im Kleingedruckten, Ticket Service Charges fallen jetzt auch für Gold- und Platinumkunden an.

Dafür weißt AirBerlin immerhin auch auf die Möglichkeit des Widerspruchs aufgrund der Änderungen hin und erläutert die Rechtsfolgen aus deren Sicht.

Insgesamt waren aus meiner Sicht die Änderungen bei British Airways etwas sympathischer kommuniziert, die Übergangsfristen großzügiger und kundenfreundlicher, aber verglichen mit Lufthansas Meilenentwertung, die am besten wohl niemand mitbekommen hätte, doch deutlich professioneller.