Timeline

Dezember 2010

Lufthansa schreibt in das Kleingedruckte unter News auf der Miles & More-Homepage, daß ab 3.1.2011 die Preise für Prämienflüge geändert werden. Bis zum 3.1.11 könnten noch Flüge zu den alten Konditionen gebucht werden. Eine individuelle Information der Kunden erfolgt nicht.

Zufällig entdecke ich die Meldung und kontaktiere den damaligen Vorstand Passage, Dr. Christoph Franz, per Brief, weise daraufhin, daß die fehlende Kommunikation und der fristlose Übergang rechtswidrig sind. Dabei verweise ich auf das „redpoints-Urteil“. Dr. Franz erklärt, durch die Preisanhebung habe keine Entwertung stattgefunden, One-Way-Flüge wären ja billiger geworden.

Januar 2011

Zum 3.1.11 verteuern sich die Flugprämien erheblich. Erst jetzt berichtet Lufthansa Exclusive, das Magazin für Statuskunden, auf Seite 71 rechts unten, von der Verteuerung der Flugprämien.

Auf mein erneutes Schreiben an Dr. Franz vom Ende Dezember kommt Ende Januar die Antwort: „ich habe Ihnen hiermit meine abschließende Darstellung dazu übermittelt“. Daher entscheide ich mich, einen Anwalt zu beauftragen.

Februar 2011

Mein Anwalt schreibt Dr. Franz an und erklärt ihm nochmal die Sach- und Rechtslage. Eine Antwort lässt bis März auf sich warten.

März 2011

Nach einem längeren Telefonat meines Anwalts mit dem LH-Syndikus Herrn Pordomm bietet der für eine Flugverspätung im Dezember, zwei Passagiere betreffend, also 500 € Erstattungsanspruch, ein Datenleck und die Meilenentwertung aus Kulanzgründen 30.000 Prämienmeilen an.

Zum Vergleich: Eine Flasche Bollinger Special Cuvée Brut kostet im LH WorldShop 31.000 Meilen oder 109 €, bei Amazon übrigens nur 47,99 €. Übliche Entschädigungen für ein ausgefallenes In-Flight-Entertainment-System liegen laut Netz bei 15.000 Meilen.

Allein die Kompensation für die Flugverspätung ist zehnmal höher, nimmt man die realistischeren Amazon-Preise, von meinem Meilenverlust gar nicht zu sprechen.

Das Angebot ist also auch für Lufthansa erkennbar völlig inakzeptabel.

Mai 2011

Weil der Syndikus kaum reagiert, wende ich mich erneut an Lufthansa, diesmal Herrn Bischof. Der hat anscheinend tatsächlich noch eine grobe Idee von Kundenbindung und -umgang. Denn plötzlich meldet sich der Syndikus, Herr Pordomm, und möchte wissen, wie unsere Vergleichsvorstellungen aussehen könnten.

Wir antworten unter Nennung einer konkreten Meilenzahl, die nach meinen Schätzungen meinen Meilenverlust kompensieren würde, fordern 500 € für die Flugverspätung oder statt der 500 € nochmal zusätzliche Meilen in etwa dem Gegenwert. Zusätzlich schlagen wir vor, daß Lufthansa sich eine nette Versöhnungsgeste einfallen lässt. Um eine grobe Idee zu geben, nennen wir z.B. einen Simulatorflug.

Insgesamt sind das alles Leistungen, die Lufthansa zum „in-house“-Tarif und damit günstig verrechnen kann. Damit wollten wir Lufthansa die Entscheidung für einen Vergleich leichter machen.

Juni 2011

Lufthansa bietet pauschal 45.000 Meilen. Dafür gibt es im World-Shop eine Bosch Kompaktküchenmaschine MCM4200 (41.000 Meilen oder 149 €, bei Amazon: 77,28 €).

Also ein unbrauchbares Angebot. Eigentlich sogar eine Unverschämtheit, denn allein die Flugverspätung sind 500 €.

Wir versuchen nochmal ein Vergleichsangebot „dazwischen“ zu erreichen, allerdings kommt von Lufthansa keine Reaktion mehr.

August 2011

Wir reichen Klage beim LG Köln ein. Das Gericht soll feststellen, daß die Änderung der Rabattbestimmungen von Lufthansa unwirksam sind und damit die alten Meilenwerte weiter gelten. Außerdem soll Lufthansa die Flugverspätungskompensation zahlen.

Oktober 2011

Das Gericht lädt zum „frühen ersten Termin und Gütetermin“ am 27.01.12. Das persönliche Erscheinen wird angeordnet.

November 2011

Am 10. und 11.11. erhalte ich Post von Lufthansa. Obwohl ich das ganze Jahr noch nicht einmal mit Lufthansa, ja noch nicht einmal der StarAlliance geflogen bin, hatte ich noch so viele Meilen übrig, daß mein Senator-Status um weitere zwei Jahre verlängert wird. Man würde sich freuen, mich bald wieder an Bord begrüßen zu können, schreibt Herr Deprosse, Vice President Miles & More.

Ich nehme das zum Anlaß Herrn Deprosse am 18.11. eine E-Mail zu schicken. Denn meiner Ansicht nach liegt es an Lufthansa, mich wieder an Bord zu holen. Damit er auch weiß, worum es geht, packe ich ihm die Klage in die Anlage.

Am 24.11. berichtet dann die Financial Times Deutschland das erste Mal über den Prozess. Das Echo ist beeindruckend, mein Telefon steht kaum mehr still, mein E-Mail-Konto läuft fast über und auch mein Xing- und LinkedIn-Profil sieht ungewohnt viele Besucher.

Als die dpa die Meldung über ihre Ticker weiterverbreitet, ist sie in Windeseile auf mehreren hundert Newsseiten.

Die Financial Times Deutschland setzt nach und schiebt am 25.11. einen weiteren Bericht nach.

Dezember 2011

Lufthansa schickt eine Erwiderung auf unsere Klage, wie üblich, wird dort alles bestritten. Man habe auch informiert. Schon im Dezember. Als Beleg dient eine vergrößerte Kopie aus dem Exclusive-Magazin, auf der die Ausgabe nicht mehr zu sehen ist. Die Hefte stehen allerdings im Netz, so ist es leicht zu zeigen, daß das erst in der Januarausgabe stand.

Es melden sich bei mir immer mehr Geschädigte, bitten um die Kontaktdaten meines Anwaltes oder Bekanntgabe des Urteils.

Januar 2012

Es gehen noch einige Schriftsätze hin und her, allerdings ohne großen Erkenntnisgewinn.

Der Spiegel berichtet unter der Überschrift „Der heimliche Haircut“ über meinen Fall.

Am 27.01. berichtet die Financial Times Deutschland erneut vor dem Termin, ich werde zum „Kopf des Tages“. Auch an der Verhandlung nehmen mehrere Pressevertreter und Anwälte, die Mandanten in gleicher Sache haben, teil.

Im Anschluß an die Verhandlung laufen mehrere Meldungen über den dpa-Ticker, alle großen Medien berichten über den Fall. Die neue Pressemeldung führt zu neuen E-Mail-Bergen, immer mehr Kunden entdecken, daß sie über den Tisch gezogen wurden.

Das Gericht deutet an, daß es unserer Rechtsauffassung folgen wird, schlägt aber dennoch Lufthansa vor, bis zum 17.02. ein Vergleichsangebot abzugeben.

Februar 2012

Bis zum 9.2. hat sich Lufthansa noch nicht mit einem Vergleichsangebot gemeldet. Wir entscheiden uns daher, nochmal den ersten Schritt zu machen und schicken das unveränderte Angebot vom Mai 2011. Das ist sehr fair, schließlich hat das Gericht uns gerade gesagt, daß wir Recht haben, viele hätten da ihre Preise erhöht.

Um sicher zu gehen, daß nicht der „Wir-trauen-uns-nicht,-entgegen-der-Vorstandsmeinung-zu-arbeiten“-Effekt eintritt, schicke ich das Angebot auch mit einem Anschreiben an Dr. Franz, mittlerweile Vorstandsvorsitzender.

Lufthansa reagiert nicht auf das Vergleichsangebot. Es wird noch nicht einmal der Versuch von Verhandlungen unternommen.

März 2012

Am 2.3. will das Gericht nun eine Entscheidung verkünden. Das kann ein Urteil sein, aber auch ein Beweisbeschluß. Allerdings ist aufgrund der Aussagen in der mündlichen Verhandlung ein Urteil wahrscheinlich.

Lufthansa kündigt in einem Schriftsatz an, die Rechtsfrage höchstrichterlich entscheiden zu lassen.

Das Verfahren wurde wegen Erkrankung eines Richters vertagt, der neue Entscheidungsverkündungstermin ist der 16.3.

Urteil

Am 16.03.2012 urteilt das LG Köln, daß die Meilenentwertung der Lufthansa rechtswidrig war.

2. Instanz

Lufthansa hat nun bis ca. 20.04.2012 Zeit, in die Berufung zu gehen.

Ab dem 16.4.2012 teilte Lufthansa in Presseerklärungen mit, auch in die Berufung gehen zu wollen. Am 9.5.2012 ging dann die Berufung hier ein, allerdings zu dem Zeitpunkt noch unbegründet. Am 16.05.2012 kam die Verfügung des Gerichtes, Lufthansa zur Begründung der Berufung Fristverlängerung zu gewähren, so daß erst am 20.6.2012 der Schriftsatz bei mir eintraf.

Detailliert gehe ich auf die Argumente auf der Seite „Berufung“ ein.

Am 20.11.2012 war die erste Verhandlung der Berufungsinstanz, für den 8.1.2013 ist ein Entscheidungsverkündungstermin angesetzt.
Aus der Argumentation des Richters in der Berufung entstand meine Umfrage zu Vielfliegerprogrammen.

Strafanzeige

Am 12.04.2012 erstatteten wir Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Köln. Grund war eine interne E-Mail, in der Lufthansa-Top-Manager Mitarbeiter anweisen, die Kunden über die Meilenentwertung erst möglichst spät, keinesfalls vor dem 20.12.2010 zu informieren, um so zu verhindern, daß noch zu den alten, günstigeren Konditionen gebucht wird.

Damit entsteht ein Anfangsverdacht auf Betrug. Einmal an den bestehenden, ca. 21 Millionen Kunden, deren Konto entwertet wurde und die so eine erheblichen Vermögensschaden hinnehmen mußten, aber auch an all denjenigen, die aufgrund einer Werbeanzeige in Lufthansa Exclusive 12/2010 noch Meilen gekauft haben. Denn deren gekaufte Meilen waren dann binnen weniger Wochen deutlich weniger wert. Lufthansa hätte mindestens diese Kunden informieren müssen.

34 Gedanken zu „Timeline

  1. Pingback: First Class Problems? | Die wunderbare Welt von Isotopp

  2. Pingback: Kundenumgang bei Lufthansa | meilenschwund.de

  3. Pingback: Wie es der Wettbewerb macht: British Airways | meilenschwund.de

  4. Pingback: Kunde rückt angeblich in den Vordergrund (Passage 01/12) | meilenschwund.de

  5. Pingback: Meilenschwund – Wer ist betroffen? | meilenschwund.de

  6. Pingback: LH-Kunden sollen Fans werden | meilenschwund.de

  7. Pingback: Diskrepanz Aussage zu Handeln: Korrespondenz | meilenschwund.de

  8. Pingback: Überblick: Eggendorfer ./. Lufthansa wegen Meilenentwertung am LG Köln | meilenschwund.de

  9. Pingback: Gewonnen! | meilenschwund.de

  10. Pingback: Wochenrückblick | meilenschwund.de

  11. Pingback: Kundenschaden durch Meilenentwertung 3,6 Milliarden Euro? | meilenschwund.de

  12. Pingback: Sammelklage | meilenschwund.de

  13. Pingback: Der Meilenschwund bei Lufthansa – Ein “Senator” klagt und siegt (Reise-Wahnsinn)

  14. Pingback: Ist der Umgang mit meiner Klage ein Managementfehler? | meilenschwund.de

  15. Pingback: Anzeige gegen Lufthansa wegen Verdachts auf Betrug | meilenschwund.de

  16. Pingback: Verfahrensstand | meilenschwund.de

  17. Pingback: Schlechte Presse: Könnte ich eindämmen | meilenschwund.de

  18. Pingback: Strategie- und Mutlosigkeit im LH-Vorstand | meilenschwund.de

  19. Pingback: Lesehinweis | meilenschwund.de

  20. Pingback: Neukunden sind hui, gebrauchte pfui? | meilenschwund.de

  21. Pingback: FTL wird weniger wert – Alternativen? | meilenschwund.de

  22. Pingback: Gibt es alte Kontostände: Ja oder Nein? | meilenschwund.de

  23. Pingback: Neue Sparmaßnahme: Arzt an Bord | meilenschwund.de

  24. Pingback: Lesehinweis | meilenschwund.de

  25. Pingback: Wochenrückblick | meilenschwund.de

  26. Pingback: UFO ./. Lufthansa: Streik in Kabine | meilenschwund.de

  27. Pingback: Im Schatten des Streiks: Neue Meilenverschlechterung | meilenschwund.de

  28. Pingback: Was bringt der Streik? | meilenschwund.de

  29. Pingback: Nächster Vertragsbruch bei Lufthansa? | meilenschwund.de

  30. Pingback: Post vom Passage-Vorstand | meilenschwund.de

  31. Pingback: Neue PR-Panne | meilenschwund.de

  32. Pingback: Worum geht es in der Berufung? | meilenschwund.de

  33. Pingback: Konsequenzen einer OLG-Entscheidung | meilenschwund.de

  34. Pingback: Lufthansa - Mit Sparen in die Bedeutiglosigkeit?

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.