Münchens dritte Bahn

Vor einem Vierteljahr noch polterte Lufthansa, daß man den Flug München – Singapore – Jakarta hätte streichen müssen, weil in München ein Bürgerentscheid die 3. Startbahn vorläufig auf Eis gelegt habe – nicht unter Eis, wie auf Sylt neulich.

Schon damals war klar, daß schon allein aus Zeitgründen die Streckenstreichung kaum auf die Entscheidung zur Startbahn zurückfallen kann. Zudem kam neu ein Flug nach Kapstadt nach München, der diese Woche das erste Mal abhob. Und ab dem Sommerflugplan geht es dann auch noch nach Vancouver.

So schön die neuen Strecken und Ziele sind, hätte Lufthansa nicht einfach vor einem Vierteljahr ehrlich sein können und zugegeben können, daß die Auslastung und / oder der Ertrag auf der Singapore-Strecke nicht hoch genug ist, statt die Schuld auf Dritte zu schieben?

Das politische und wirtschaftliche Interesse von Lufthansa an der dritten Bahn ist ja nachvollziehbar, genauso wie die Proteste der Anwohner. Aber gerade eine falsche Argumentation vernichtet Glaubwürdigkeit und kippt Wasser auf die Mühlen der Gegner. Das ist genauso unfein, wie während Verhandlungen Fakten schaffen oder gar zu drohen, wie es auch in München geschah, mit der vorgeblichen Streichung von Flügen. Damit wird es wesentlich schwerer am Verhandlungstisch eine Lösung zu finden.

Warum diese Eskalationsstrategie, Herr Dr. Franz?

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Kratky: Trotz Streik Gewinn

Die UFO-Webseite schreibt:

Herr Kratky bekräftigte während des laufenden zweiten Streiks am 04.Sept. auf einer Klartext-Veranstaltung im Crewkeller, dass „LH locker 10Tage Streik aushalten würde“. Schließlich habe man „trotz des Streiks am 31.08. im August Gewinn gemacht“.

Mal unterstellt, die UFO zitiert ihn richtig, woran ich keinen Grund zu zweifeln habe, dann ist Herr Kratky, Mitglied des Passage Vorstands, entweder ein frecher Angeber und will die Lufthanseaten einschüchtern, denn Lufthansa hat öffentlich verkündet, durch den Streik einen Millionenschaden zu haben, oder die vorhergehenden Presseaussagen der Lufthansa waren nicht der Wahrheit entsprechend.

Wenn aber die unwahr gewesen sein sollten, wie kann man dann noch Lufthansa glauben, daß sie, wie sie gestern in ganzseitigen Anzeigen verkündeten, ihr bestes täte, um die Streikfolgen abzumildern? Sind die überlasteten Call-Center, über die gestern auf Facebook zu lesen war, gar geplant? Sollen Sie die Passagiere weiter gegen die Flugbegleiter aufbringen und einen Keil in die Solidarität, die sich abzeichnet, treiben?

Wenn Herr Kratky nur etwas großspurig war, wie mitarbeiterverachtend, wie entwertend ist dann die Aussage gegenüber den Flugbegleitern? Sie sagt ja letztlich: Euch brauchen wir nicht.

Bleibt nur zu hoffen, daß sich die UFO beim Zitieren vertan hat. Dennoch bleibt im Ergebnis der fade Geschmack: Lufthansa kommuniziert widersprüchlich. Wie schon bei der 3. Münchner Startbahn und dem Frankfurter Nachtflugverbot. Da schwindet das Vertrauen der Öffentlichkeit.