Passage spart – Cargo zahlt?

Lufthansa begründet den für die Kunden äußerst unkonformtablen Austausch des A330 auf eine A321 auf der Strecke Frankfurt-Tel Aviv durch eine erhebliche Spritersparnis von 45%.

Und schon als diese Argumentation veröffentlicht wurde, fragte ich mich, ob das nicht eine Sparmaßnahme der Passage auf Kosten anderer sein könnte: Denn die A321 hat wesentlich weniger Ladekapazität für Fracht als die A330. So daß nun möglicher Weise die Lufthansa Cargo eine weitere Maschine für die Fracht, die früher in der A330 mit den Passagieren mitflog, nach Tel Aviv senden muß. Damit wäre die Spritersparnis konzernweit wieder dahin.

Damals konnte ich die Frachtmengen für FRA-TLV nicht ermitteln. Lufthansa hat mir nun die Arbeit abgenommen: Gestern teilte Lufthansa Cargo mit, daß ab Ende Oktober eine MD-11F für die Strecke FRA-TLV als Frachttransporter vier mal pro Woche neu eingesetzt würde. Bisher gab es keinen regelmäßigen Frachtverkehr.

Ergo ist wohl an Bord der A330 einiges an Cargo mitgeflogen. Die angekündigte Spritersparnis betrifft damit nur noch die Passage, die Cargo hat sogar erhöhte Treibstoffkosten durch die zusätzlichen Flüge. Ob sich das dann insgesamt dann wirklich noch lohnt? Dazu fehlen mir noch detaillierte Zahlen. Insgesamt dürfte die konzernweite Spritersparnis damit aber deutlich unter 45% liegen.

45% Ersparnis klingt natürlich besser. Nur aus Aktionärsicht würde ich eine konzernweite Ersparnis einer Konkurrenz unter den Sparten vorziehen. Und mir sinnvolles Sparen wünschen.

Zumal sogar das Passage Magazin schon feststellte: Die Kunden werden über die deutlich schlechtere Europa-„Camping-Business“ in der A321 gegenüber der Langstrecken-Business in der A330 verärgert sein. Das bedeutet eine Kundenabwanderung auf der Strecke und außerdem niedrigere, erzielbare Preise.

Statt den derzeit zwischen 2.400 € und ca. 4.600 € für die Business auf der Strecke würde ich erwarten, daß die Kunden höchstens noch bereit sind, die Hälfte zu zahlen.

Das könnte sogar bedeuten, daß die gesparten Spritkosten durch verringerten Umsatz durch Kundenabwanderung und niedrigere erzielbare Preise sowie die zusätzlichen Frachtkosten insgesamt wieder aufgefressen werden. Damit wäre bestenfalls ein sehr kurzfristiger Spareffekt mit teuren Langzeitfolgen, nämlich dem Rufschaden, entstanden.

Wer da Parallelen zur Meilenentwertung zieht oder den sonstigen Miles&More-Verschlechterungen, dürfte wieder die fehlende Strategie feststellen. Und damit die Frage aufwerfen: Ist Dr. Franz ein echter Unternehmer, wie es ein Vorstandsvorsitzender sein sollte, oder „nur“ ein sehr guter Controller?

Herr Dr. Franz, wie war der „Es wird erst schlimmer, damit es besser werden kann“-Fehler in dem Buch, das Sie so anpriesen? Sagte Rolf Dobelli nicht – von Ihnen empfohlen:

Ein Fachmann, der nichts von seinem Fach versteht oder unsicher ist, tut gut daran, in diese Trickkiste zu greifen.

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Strategie- und Mutlosigkeit im LH-Vorstand

Die Strategielosigkeit, das sich durch das Dorf treiben lassen, des Lufthansa Vorstandes habe ich schon angesprochen. Mein Verfahren ist ein hervorragendes Beispiel:

Da kommt ein Kunde und schafft es, massenweise verärgerte Kunden hinter sich zu versammeln. Und der Vorstand reagiert nicht. Noch viel schlimmer, er gibt das Heft doppelt aus der Hand:

Im Verfahren soll ein Gericht entscheiden, was gut für den Konzern ist. Und zu mir sagt Dr. Franz auf der Hauptversammlung, die schlechte Presse gegen Lufthansa, deren Reduktion hätte ich in der Hand.

Herr Dr. Franz: Sind Sie Manager, also Entscheider und Unternehmer – oder Aussitzer und Bedenkenträger?

Sie scheinen Ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Weber ja zu schätzen. Ein kleiner Vergleich:

Er hat auf der Hauptversammlung an einigen Stellen mutige und auch umstrittene Entscheidungen getroffen. Meinem Vorredner das Mikrofon abzustellen war mutig. Ob es korrekt war, ist eine andere Frage.

Noch mutiger war, später, als später ein weiterer Redner dieses Verhalten kritisierte, diesem Aktionär eine Lösung vorzuschlagen.

Dr. Weber hat entschieden, er hat ein Problem gelöst, er hat Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen. Er ist das Risiko von Fehlern eingegangen und hat sie nachher eingesehen und behoben.

Und das fehlt Ihnen in meinem Verfahren, Herr Dr. Franz. Sie haben operativ, nicht strategisch entschieden, die Meilenrückstellungen zu reduzieren, indem Sie die Meilen abwerten.

Sie haben den Fehler gemacht, die Übergangsfrist rücksichtslos viel zu kurz zu wählen und rückwirkend bestehende Meilenkonten zu entwerten. Gut, Fehler passieren.

Ich habe Sie auf den Fehler angesprochen. Ich habe gegen den Fehler geklagt. Das Gericht hat Ihnen gesagt, daß es ein Fehler war.

Das Ganze eskaliert weiter. Sie sehen tatenlos zu. Ja viel schlimmer noch, Sie trauen sich nicht zu entscheiden, sondern hoffen darauf, daß Ihnen ein Gericht diese Entscheidung abnimmt und bitten mich, weniger Kritik zu veröffentlichen.

Herr Dr. Franz, ein Vorstandsvorsitzender ist ein Unternehmer. Der Begriff sagt es schon: „Unternehmen Sie was!“.

Als Vorstandsvorsitzender eines DAX30-Unternehmens sollten Sie Entscheidungen treffen, nicht auf Gerichte und Berufungsurteile warten. Sie reklamieren in einem Schreiben an mich für sich die Hoheit der Entscheidungen über die Meilenkonten und dann verschanzen Sie sich hinter Gerichten.

Ihr Aufsichtsratsvorsitzender hat Ihnen auf der Hauptversammlung vorgemacht, wie man mit Fehlern umgehen und Probleme lösen kann.

Ich hätte auch einige Ideen, wie Sie Ihr Problem mit Ihren Kunden (und mir) lösen können. Ich biete Ihnen gerne an, daß wir uns auf einen Kaffee (oder ein Wasser, ich möchte die 2,56 €-Gewinn pro Fluggast nicht zu sehr schmälern) zusammensetzen. Spielen Sie den Ball. Mehr, als ihn Ihnen dauernd vor den Fuß zu legen, kann ich nicht.