Wochenrückblick

Für eine Woche, in der ich eigentlich „blogfrei“ nehmen wollte, sind doch wieder so viele Beiträge zusammengekommen, daß sich ein Wochenrückblick lohnt.

Lohnenswert finde ich die Frage, ob sich die Sparmaßnahme die Strecke Frankfurt – Tel Aviv auf eine A321 umzustellen, wirklich für den ganzen Konzern rechnet, oder die Cargo jetzt die Sparmaßnahmen der Passage gegenfinanziert. Die Strecke Frankfurt – Tel Aviv wurde ja bisher mit einer A330 bedient, durch den Fluggerätewechsel wird auch die Business-Class von der interkontinentalen auf die „Camping-Business“ der NEK umgestellt. Dabei sind auch noch einige Fehler im Buchungsprozess aufgefallen, so kam es zu automatischen Downgrades aus der nicht mehr verfügbaren, aber trotzdem angebotenen First Class.

Insgesamt erreicht der Vorstand durch seine Sparmaßnahmen dieses Jahr nicht sein Sparziel, weitere Sparmaßnahmen sind angekündigt – in Anbetracht der teils kundenunfreundlichen Umsetzung würde ich sie sogar angedroht nennen. Es entsteht der Eindruck, als habe der Lufthansa-Vorstand keine anderen Ideen außer zu sparen, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Sparkonzepte kann allerdings jeder Wettbewerber kopieren – und dann ist der Wettbewerbsvorteil dahin.

Die Sparmaßnahmen sind auch bei den Mitarbeitern wenig beliebt, so hält die Gewerkschaft UFO die geplante Direct4U für kritisch. Ein Diskussionspunkt in der anstehenden Schlichtung im Tarifkonflikt. Dabei stellt sich heraus, daß der Schlichter Professor Rürup Zweitgutachter der Dissertation von Dr. Franz war. Das wirft die Frage auf, ob er die notwendige Neutralität wahren kann.

Und dann gibt es „natürlich“ noch das aktuelle Öldämpfe-Problem der Lufthansa, daß wohl nicht nur Ursache des Zwischenfalls mit einer Germanwings-Maschine in Köln war, sondern aktuellen Meldungen zufolge sogar das Flagschiff A380 betreffen kann. Dabei ist das technische Problem und die Ursache kein spezielles Problem dieser Airline, denn bis auf die aktuelle Boeing 787 nutzen die größeren Passagierflugzeuge Zapfluft aus den Triebwerken.

Bei der 787 wurde das eingestellt, denn die Zapfluft kann nicht nur mit giftigen Öldämpfen verunreinigt sein, sondern der Vorgang reduziert auch den Wirkungsgrad, der Spritverbrauch steigt also.

Das Problem der Lufthansa in dem Kontext war das Abstreiten eines Problems. Denn wie sich nun zeigte, gab es intern bereits aufwendige Untersuchungen, wie künftig die Kontamination der Kabinenluft vermieden werden kann.

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Neutrale Schlichtung?

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, daß Prof. Dr. Rürup der Zweitgutachter der Dissertation von Dr. Franz gewesen sei. Er soll im Tarifkonflikt zwischen den Flugbegleitern und Lufthansa vermitteln. Die Meldung verführt auf den ersten Blick dazu, ihm die geforderte Unparteilichkeit abzusprechen.

Ein guter Doktorvater ist tatsächlich eine Art „wissenschaftlicher Vater“, der seine ehemaligen Doktoranden in deren weiterer Karriere beratend unterstützt und ein wichtiger Diskussionspartner ist. Doch Professor Rürup ist nicht der Doktorvater, also Erstgutachter, sondern Zweitgutachter der Dissertation von Dr. Franz.

Und davon gibt es grob drei Typen: Eine Gruppe liest gerade mal das Erstgutachten, blättert etwas lustlos durch das eigentliche Opus und fertigt darauf basierend das Zweitgutachten. Die zweite kennt zwar den Absolventen kaum, liest und denkt sich aber gründlich in die Arbeit ein, so daß ein eigenständiges Zweitgutachten entsteht. Der dritte Typus involviert sich aktiv in die Betreuung, diskutiert ebenfalls mit den Studenten relevante Forschungsfragen und ist nicht nur ein Zweitgutachter, sondern auch ein zweiter Betreuer.

Natürlich sind die Grenzen nicht so scharf gezogen, die Übergangsbereiche sind breit – und hängen zum Teil auch vom Studenten mit ab. Wendet der sich im Vorfeld selbst an seinen Zweitgutachter, kann das durchaus eine Mutation von einem „Typ 2“-Gutachter zu einem Zweitbetreuer bewirken.

Auch die auf den ersten Blick „faul“ wirkenden Typ-1-Zweitgutachter sind das nicht immer – manche sind einfach so dermaßen überlastet, daß sie keine Chance hätten, die Menge an Arbeiten zu bewältigen. So sind wohl manche Professoren, auch durch ihre Bekanntheit oder spezielle Fachkunde, mit mehreren hundert Arbeiten pro Jahr belastet.

Während ich von meinen Erst- und Zweitgutachtern aus meiner eigenen Studienzeit und Promotion sagen kann, daß sie sehr engagiert waren und mein Doktorvater zu den sehr guten gehört, lässt sich aus der Aussage, daß Professor Rürup der Zweitgutachter von Dr. Franz war, schwer eine Aussage über die wirkliche gegenseitige Bekanntschaft und das Ausmaß der gegenseitigen Förderung folgern. Insbesondere ist auch nicht klar, wie sich der Kontakt über die Jahre zwischen der Dissertation, die 1991 erschien, bis heute entwickelt hat.

Prof. Rürup argumentiert in der SZ selbst, da seine Verbindung zu Dr. Franz bekannt sei, müsse er besonders auf Neutralität achten.

Insofern ist schwer zu sagen, ob es Prof. Rürup als Schlichter an der nötigen Neutralität mangelt: Sollte er stark in die Betreuung involviert gewesen sein, ist er vielleicht sogar eine Art zweiter Doktorvater geworden, der in „väterliche Weise“ Dr. Franz immer noch „die Ohren langziehen“ kann. Das könnte auch positiv sein.

Ein Geschmäckle hat der Schlichter damit schon, aber auch eines, das ihn besonders kritischer Beobachtung unterwirft und das möglicher Weise sogar positiv im Verfahren sein könnte.