20 € für Streikopfer und Billiglinie kommt

Gestern hat der Aufsichtsrat der Lufthansa getagt. Der Presse ließ sich zwar nicht entnehmen, ob Dr. Franz für den sinnlosen und teuren Streik die Ohren langgezogen bekommen hat, aber es gibt zwei andere Neuigkeiten:

Einmal wird der Billigbomber kommen, es geht in den Preiskampf. Ryanair hat schon die passenden Sitzfarben blau-gelb, vermutlich hat man diese Ähnlichkeit entdeckt und keine weiteren Differenzierungsmöglichkeiten gesehen außer den Preis. Ob der Meisterkreis jetzt Lufthansa wieder rauswirft?

Böse Zungen behaupten ja, daß der Billigflieger nur Verhandlungsmasse für die Schlichtung mit der Flugbegleitergewerkschaft Ufo und die Tarifdiskussion mit der Vereinigung Cockpit sein könnte. Eine Art Damoklesschwert, über das Druck in den Verhandlungen entsteht und so der Abschluß für Lufthansa günstiger ausfallen könnte. Muß man dann Billig4U einstampfen, lässt sich das in der Hauptversammlung schön auf die Gewerkschaften schieben.

Insofern gehe ich nicht davon aus, daß wirlich schon das letzte Wort in Sachen Billigflieger gesprochen ist.

Den durch den Streik geschädigten Kunden will Lufthansa einen 20 €-Gutschein schicken. Je nach persönlicher Betroffenheit – hat sich nur ein lästiger Termin dadurch verschoben oder ist der Traumurlaub geplatzt? – und grundsätzlicher Haltung gegenüber der Lufthansa ergeben sich daraus verschiedene Lesarten:

  • Lufthansa hat verstanden, sie hat es mit dem Streik überzogen und sieht ihren Fehler ein.
  • Lächerlich, 20 € für den Schaden, andererseits hat der Streik schon so viel gekostet und Lufthansa muß sparen.
  • Was für ein Hohn, für den Urlaub drei Jahre gespart, genauso lange darauf gefreut – und jetzt 20 €? Wie unverschämt ist das?
  • Lufthansa will einen Keil zwischen Kunden und Mitarbeiter schieben.

Der letzte Aspekt könnte für die Schlichtung wichtig sein: Viele Kunden hatten Verständnis für den Streik. Die Flugbegleiter haben sich mit den Kunden solidarisiert. Denn allen war gemein, das brutale Sparen des Vorstands kaum nachvollziehen zu können.

Wenn die Stimmung bei den Kunden nun kippt, hätten die Flugbegleiter, die ja das Gesicht der Lufthansa sind, eine schlechtere Lobby. Das könnte das Verhandlungsergebnis beeinflussen.

Wer den Streik für heimliche Verschlechterungen bei Miles&More nutzt, dabei sogar vor lauter Eile vergißt, die Informationen auf der Webseite zu aktualisieren, dem wäre auch das zuzutrauen.

Es wäre schade, wenn solches Kalkül hinter diesem vordergründigen Schritt auf die Kunden zu stehen würde.

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Lufthansa bekommt Staatshilfe

Dr. Franz forderte Regierungshilfe gegen die arabischen Airlines – und da ist sie: Keine weiteren Landerechte für Emirates genehmigt. So geht das in einer freien Marktwirtschaft.

Die eigenen Kunden vergraulen – und wenn sie endlich gehen, muß man nur verhindern, daß der Wettbewerb im Land Fuß fasst.

Ein Beispiel gelungener Lobby-Arbeit. Ob dazu die Gold-Kärtchen beitragen, die deutsche Politiker und Chefredakteure bekommen? Natürlich nicht, fragt man den Ältestenrat des Bundestags – die Kärtchen bestächen nicht, man habe sie ja von beiden Airlines, also AirBerlin und Lufthansa, sie hätten auch keinen geldwerten Gegenwert. Sie böten nur und ausschließlich den Vorteil der Rückzugsmöglichkeit in die Lounge für Besprechungen.

Diese fehlende Besprechungsmöglichkeit ist natürlich ein Standortnachteil für Emirates. Darum meine Empfehlung: Verteilt auch Gold an unsere Abgeordneten.

Deren Blick ist ganz ungetrübt, auch im Verbraucherschutz. Zu hohe Spritpreise, die 29,3 Millionen Autofahrer betreffen, sind ein Politikum, eine gerichtlich anerkannt widerrechtliche Enteignung von 21 Millionen Kunden um rund 3,6 Milliarden € ist noch nicht mal einen Kommentar wert. Dabei ist der Bund auch selbst mit einigen Millionen betroffen.

Und dabei ist es noch nicht einmal Echtgold, sondern nur goldfarbenes Plastik.