Sind die Kunden zufrieden?

Im Vorfeld der Hauptversammlung, in der Stellungnahme zu meinem Gegenantrag zur Hauptversammlung, argumentierte Lufthansa, daß die Kunden weiterhin zufrieden wären und man keine Kundenabwanderung feststellen könne. Ich hielt dagegen, habe auch mal eine Sammlung von Zitaten von verärgerten HON Circle Mitgliedern und Senatoren zusammengestellt. Trotzdem behauptet Dr. Franz weiter, man wolle die guten Stammkunden nicht verärgern, obwohl alle Maßnahmen eine andere Sprache sprechen, insbesondere, weil dadurch auch der Eindruck entsteht, daß der HON Circle massiv geschrumpft werden soll.

Bei meinen überprüfbaren Schätzung für die Hauptversammlung stellte sich heraus, daß meine Schätzwerte sehr gut an die realen Zahlen herankommen. Deshalb denke ich, ist es auch nicht unrealistisch, davon auszugehen, daß meine Einschätzung der Kunden(un)zufriedenheit dicht an der Realität ist. Obwohl Dr. Franz mir auf der Hauptversammlung vorwarf, durch meine Seite hauptsächlich kritische Kunden anzuziehen, habe ich auch noch einige andere Indikatoren, so zum Beispiel die Facebook-Seite von Lufthansa, über die Dr. Franz und ich sicher gleichermaßen der Ansicht sind, daß sie eher neutral bis positiv eingestellte Kunden anspricht.

Da überrascht es, daß Dr. Franz immer noch davon ausgeht, die Kunden wären zufrieden. Wo liegt der Fehler?

Jetzt wissen wir ja schon, daß Dr. Franz das Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ von Rolf Dobelli empfiehlt. Und es daher auch gelesen haben sollte. Dann sollte er auch „The Self Selection Bias“ (S. 192ff) kennen und wissen, daß es auf die Auswahl der Stichprobe ankommt.

Ich kenne ja einige verärgerte Kunden, die aus Ärger deutlich weniger mit Lufthansa geflogen sind. Und keiner von denen berichtet mir, jemals von Lufthansa zu seinem veränderten Kaufverhalten befragt worden zu sein.

Dabei hätte Lufthansa hervorragende Werkzeuge, um verändertes Flugverhalten feststellen zu können: Deutliche Schwankungen beim Statusmeilenerwerb, ein eindeutiges Maß für das individuelle Flugverhalten, und auch bei HON-Circle-Meilen, die nur auf Konzerngesellschaften erworben werden können, sind eindeutige Indikatoren.

Lufthansa weiß also, wer sich aus irgendeinem Grund abgewandt hat. Ursachen können natürlich auch ein Jobwechsel, Nachwuchs oder sonstige Ereignisse sein, ein freundlicher und ergebnisoffener Anruf vom Vertrieb, der sich erkundigt, kann jedoch nicht schaden. So erfährt Lufthansa, warum die Kunden fehlen und muß es nicht auf die allgemeine Wirtschaftslage schieben.

Wenn man stattdessen nur die „aktiven“ Kunden befragt, ist das Bild ziemlich verzerrt. Und die eigenen Schwächen werden nie klar.

Vielleicht hilft es auch, wenn Sie, Herr Dr. Franz, heute in München Ihren Flugbegleitern, die Sie zum „Dialog“ einbestellt haben, mal gut zuhören. Denn die sitzen ganz vorne und wissen, wo der Schuh drückt. Auch beim Kunden. Übrigens ein Grund, Herr Dr. Franz, warum Ihr Vorgänger und designierter Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Mayrhuber gerne in allen Kabinenklassen mitflog, um dort, so wie ein guter Gastwirt, mit seinen Fluggästen und Mitarbeitern zu sprechen und das Produkt selbst zu erleben. Sie bevorzugen ja Swiss, habe ich gehört, Herr Dr. Franz?

Und von mir, um selbst nicht so betriebsblind zu werden, die Bitte an Sie, liebe Leser: Schreiben Sie mir doch mal, was Sie an Lufthansa begeistert (hat) und warum Sie Lufthansa trotz der oft höheren Preise gekauft haben. Warum Sie von Lufthansa verärgert sind, weiß ich ja schon 😉

Und wenn Sie zu den „Abwanderern“ gehören und bald bei Ihnen das Telefon klingelt, wissen Sie: Lufthansa liest mein Blog.

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Wochenrückblick und Hauptversammlungszwischenbilanz

Diese Woche lohnt sich der Wochenrückblick – seit dem letzten sind insgesamt 21 Artikel neu dazugekommen. Das ist eine ganze Menge. Zumal ich am Dienstag, dem Tag der Hauptversammlung, gar nicht berichtet habe.

Und ich bin noch nicht fertig mit meinen Kommentaren und Berichten zur Hauptversammlung – da gibt es noch einiges. Ab Montag geht es mit den Zahlen und der Bilanzierung weiter. Da gibt es auch einige Neuigkeiten, darauf zielten ja meine Fragen für die Hauptversammlung auch ab.

Vor der Hauptversammlung veröffentlichte ich noch folgendes mit Bezug auf die Versammlung:

Natürlich blieb es bei Lufthansas mittlerweile gewohnt ungeschickter Kommunikation:

Lufthansa verstrickt sich vor der Hauptversammlung auch noch in Widersprüche:

Die wurden nach der Hauptversammlung nicht weniger:

So richtig profitabel ist Lufthansa im Konzernvergleich nicht:

Der Vorstandsvorsitzende erschien mir auf der Versammlung wenig überzeugend:

Ein ernsthaftes Verständnisse für die Probleme der Stammkunden, obwohl Dr. Franz es von den Mitarbeitern fordert, hat er immer noch nicht:

An der negierten Kundenabwanderung sind die anderen schuld – doch nicht man selbst:

Natürlich blieb auch die sonstige Kommunikation weiter ungeschickt:

In Sachen meines Verfahrens gab es zwei Erkenntnisse:

Und last but not least habe ich auch mal ein Auge auf die Verfügbarkeit von Prämienflügen geworfen. Natürlich exemplarisch.

Nicht nur der Artikel führte zu vielen interessanten Kommentaren sowohl hier als auch auf Facebook. Insgesamt hat diese Woche für mich spürbar die öffentliche Interaktivität der Seite zugenommen. Immer Kritik landet nicht mehr nur bei mir in der Mail, sondern wird öffentlich. Auch bei Twitter. Das freut mich.

Ich freue mich über Ihr Feedback, Ihre Hinweise auf weitere Probleme, auf Ihre Ideen, Gedanken – also mailen Sie mir gerne oder kommentieren Sie hier. Manches, das muß ich gestehen, bleibt auch mal länger liegen. Es kommt aber. Jetzt war mir, wegen der Aktualität, die Hauptversammlung und die Bilanzierung erstmal vorrangig. Im Laufe der nächsten Woche sollten dann auch wieder andere Themen kommen.

Meine Fragen für die Hauptversammlung

Mein Gegenantrag besteht aus zwei Teilen und hat daher auch zwei Begründungen:

  1. Die Bilanzierung der Meilen und Upgrade-Voucher ist unklar. Momentan sind 1,6 Milliarden € dafür zurückgelegt, es könnten bis zu 5,6 Milliarden € sein. Der Vorstand hat bislang auf Nachfrage die Bilanzierung nicht erklärt. Daher rührt mein Gegenantrag, als Aktionär möchte ich Klarheit über die finanzielle Situation der Lufthansa – 4 Milliarden € sind ein erheblicher Betrag.
  2. Der Prozess um die Meilenentwertung zeigt, daß der aktuelle Vorstand den Wert von Kunden und des Kundenbindungsprogrammes Miles&More unterschätzt. Würde der Vorstand Kundenbindung verstehen, hätte der Vorstand nicht gezielt und vorsätzlich die Kunden über die Entwertung der Meilen im Unklaren gelassen, sondern die Entwertung mit fairen Übergangsregeln umgesetzt. Das Handeln des Vorstandes entspricht hier nicht den Interessen der Aktionäre.

Weil der Vorstand sich in seiner Stellungnahme zu meinem Gegenantrag äußerst schwammig gehalten hat und durch die unpräzisen Angaben mehr Fragen aufgeworfen hat, als er beantwortet hat, bleibt mir nichts anderes übrig, als in der Hauptversammlung viele Fragen zu stellen. Ich hoffe immer noch, daß der Vorstand diese Fragen, weil ich sie schon vorab an Lufthansa gefaxt habe, in seinen Erläuterungen selbst beantwortet.

Zum Meilenwert

Die Diskussion um den Bilanzwert ist aufgekommen, weil Lufthansa im Verfahren LG Köln 14 O 245 / 11 (Peter Dietrich ./. Lufthansa) den Meilenwert selbst mit 2,77 €-Cent angegeben hat. Das steht so in dem Urteil, das mir vorliegt.

Außerdem fiel mir auf, daß obwohl die Meilen entwertet wurden, der Bilanzwert gestiegen ist. Das ist unlogisch, denn wenn mehr Meilen für einen Flug nötig sind, müßte der Bilanzwert eigentlich sinken.

Natürlich kann es auch Argumente geben, über die sich der Bilanzwert schlüssig erklären lässt. So könnten sich die Anwälte der Lufthansa bezüglich des Meilenwertes in dem Verfahren getäuscht haben.

Möglicher Weise ist auch der Bilanzwert von Meilen bereinigt um die Entwertung um mindestens 12% gestiegen, weil man bisher zu niedrig bilanziert hat und diesen Fehler beheben wollte. Aber auch dieses Geständnis müßte der Vorstand machen.

Weiterhin fehlen im Jahresbericht Angaben zu einem weiteren, den Meilen vergleichbaren Wert: Den Upgradevouchern. Deren Bilanzierung ist unklar.

Damit ergeben sich folgende Fragen:

  1. Warum werden im Jahresbericht nur Meilen für Flugprämien und nicht auch für WorldShop und Upgrades ausgewiesen?
  2. Weshalb sind Upgradevoucher in der Bilanz nicht aufgeführt?
    1. Welche Anzahl von Upgradevouchern war am Jahresende 2011 nicht eingelöst?
    2. Mit welchem Wertansatz werden diese Upgradevoucher wo bilanziert?
  3. Wie erklärt sich der höhere Bilanzwert pro Meile 2011 im Vergleich zu 2010, obwohl eine Entwertung der Meilen stattgefunden hat?
  4. Wieviele Meilen werden im Schnitt pro Jahr erfolgen und in Prämien umgesetzt?
  5. Welcher Anteil der Meilen verfällt?
  6. Welcher Anteil der Miles&More-Mitglieder ist dank Status und / oder Kreditkarte vor dem Meilenverfall geschützt?
  7. Wieso haben die 0,5% der von Kunden gekauften Meilen einen Anteil von 1,5% am Bilanzwert der Meilen?
  8. Welcher Anteil der Meilen wird im WorldShop umgesetzt?
    1. Welcher Wert für eine Meile im WorldShop in der Bilanz angenommen?
  9. Welcher Anteil der Meilen wird für Upgrades genutzt?
    1. Welcher Anteil der Upgrades erfolgt auf Konzern-Airline-Flügen und welcher auf StarAlliance-Partner-Flügen?
    2. Welche Kosten entstehen je für ein Upgrade auf Flügen von Economy auf Business und Business auf First mit Konzern-Airlines?
    3. Welche Kosten entstehen je für ein Upgrade auf Flügen von Economy auf Business und Business auf First mit StarAlliance-Partner-Airlines?
  10. Welcher Anteil der Meilen wird für Prämienflüge eingesetzt?
    1. Welcher Anteil der Prämienflüge erfolgt auf Konzern-Airlines, welcher auf StarAlliance-Partnern?
    2. Wie werden intern Meilentickets in Economy-, Business- und First-Class verrechnet?
    3. Wie werden auf Partner-Airlines Meilentickets in Economy-, Business- und First-Class verrechnet?
  11. Welcher Anteil Miles&More-Mitglieder hat keine Meilen auf dem Konto?
  12. Welcher Anteil Miles&More-Mitglieder ist aktiv genug, um überhaupt die Plastikkarte zu erhalten, die erst ab 3.000 Meilen vergeben wird?

Damit sollte es dann möglich sein, die konkreten Zahlen einzusetzen und zusammenzurechnen. Damit wäre der Bilanzwert überprüft – und der Teil meines Gegenantrages vom Tisch.

Für die zukünftige Strategie bezüglich Miles&More frage ich mich außerdem:

  1. Welcher Anteil der Meilen wird über Flüge generiert?
  2. Welcher Anteil der Meilen entsteht durch Promotions und Nicht-Airline-Partner?
  3. Hat sich eine Verschiebung dieser Anteile über die letzten Jahre ergeben?
  4. Sollte sich eine Verschiebung des Meilenerwerbs zu Nicht-Airline-Partnern ergeben haben, hat das Auswirkungen auf die Award-Verfügbarkeit für „fliegende“ Miles&More-Kunden, insbesondere für Statuskunden?
  5. Gibt Lufthansa ihren Stammkunden ein Leistungsversprechen bezüglich einer Mindestzahl verfügbarer Award-Plätze pro Flug oder ist ein solches Versprechen geplant?
  6. Berücksichtigt Lufthansa bei der Bilanzierung die Einlösemöglichkeiten der Kunden?

Die Fragen nach der Zukunft von Miles&More ergibt sich, weil Dr. Franz auf der DLD in München, auf der er ja auch behauptete, Kundenloyalität sei ein ein Hauptziel, erklärte, er wolle Miles&More als Loyalitätsprogramm nutzen und nicht in ein eigenes Unternehmen à la Payback überführen. Das habe nach seinen Worten AirCanada mit deren Meilenprogramm getan.

Zum Kundenumgang und Meilenentwertung

Den zweiten Teil meines Gegenantrages begründe ich mit der Entwertung der Meilen. Lufthansa hat sich hier gegenüber den Kunden massiv unfair verhalten, indem eine viel zu kurze Übergangsfrist, ausgerechnet über Weihnachten und den Jahreswechsel gewährt wurde, und die Information über die Entwertung bewußt zurückgehalten wurde, damit

die Kunden nicht vorab noch viele Tickets mit den günstigeren Meilenwerten buchen!

So heißt es in einer internen E-Mail, die mir zugespielt wurde. Aufgrund der E-Mail habe ich mich entschlossen, gegen Lufthansa Strafanzeige wegen des Verdachts des Betruges zu stellen. Mindestens eine weitere Kanzlei hat aus gleichem Grund den Verdacht der Untreue zur Anzeige gebracht.

  1. Warum nimmt der Vorstand den entstandenen massiven Imageschaden in Kauf, anstatt proaktiv zu agieren, alle betroffenen Kunden zu entschädigen und für die Zukunft rechtskonforme Übergangslösungen zu schaffen?
  2. Wie kommt Lufthansa zur Behauptung, daß keine Kundenabwanderung stattfindet? Wurden die Buchungszahlen der HON-Circle-Mitglieder und Senatoren überprüft oder lediglich die Zahl der Statuskunden verglichen?

Zu den Veränderungen bei Miles&More werde ich weiterhin fragen:

  1. Ist es richtig, daß es aus Sicht der Lufthansa zu viele HON Circle Mitglieder gibt und ist das der Grund, warum die Erreichung des HON Circle Status auch für bestehende HONs deutlich erschwert wurde?
  2. Warum wurden die Verschlechterungen bei Miles&More unterjährig eingeführt, also während der Qualifikationsperiode der Kunden, und nicht zum Jahreswechsel?

Weiteres

So es die Zeit zulässt und nicht schon andere die Fragen gestellt haben, werde ich außerdem die folgenden „allgemeinen“ Fragen stellen:

  1. Warum behauptet der Vorstand im Jahresbericht, die Neue Europakabine würde gut angenommen, wenn im hauseigenen Passage Magazin massiv Kritik daran geübt wird?
  2. Carsten Spohr wird im Spiegel 19/2012 zitiert, daß Lufthansa bewußt ist, daß das Kabinenprodukt erheblichen Verbesserungsbedarf hat. Dennoch wird Miles&More erheblich verschlechtert. Wie passt das zeitlich zusammen?

Zusammenfassung

Weil die korrekte Bilanzierung der Meilen und Upgradevoucher fraglich ist, hat der Vorstand die Aktionäre über die Berechnung dieser Bilanzpositionen zu informieren. Derzeit sind 1,6 Milliarden bilanziert, bis zu 5,6 Milliarden sind plausibel. Damit fehlen vier Milliarden. Bis zur Klärung der Frage kann der Vorstand nicht entlastet werden.

Ebenso hat der Vorstand sich im Zusammenhang mit der Entwertung der Meilen ungeschickt verhalten und Stammkunden verprellt. Der Vorstand hat nämlich bewußt und vorsätzlich, das ergibt sich aus einer E-Mail, die Übergangsfrist unanständig kurz gehalten. Ein solches Verhalten ist nicht im Interesse der Aktionäre. Im Interesse der Aktionäre wäre eine faire Anpassung der Meilenwerte mit vernünftiger Übergangszeit gewesen. Dagegen hätten auch kein Kunde geklagt.

Da die Ermittlungen gegen den Vorstand in dem Zusammenhang noch nicht abgeschlossen sind, der Vorstand auch gegen das erstinstanzliche Urteil in Berufung gegangen ist, kann der Vorstand noch nicht entlastet werden.

Daher beantrage ich, die Entlastung des Vorstandes bis zur Aufklärung der Vorwürfe zu vertagen.

Kundenabwanderung – Zitate von HONs und SENs

Lufthansa behauptet ja in deren Stellungnahme zu meinem Gegenantrag für die morgige Hauptversammlung, es wäre keine Abwanderung der Kunden festzustellen.

Hier ein paar exemplarische Zitate, zunächst von verschiedenen HON Circle Mitgliedern:

  • […]da ich fast nur noch BA, AB und andere benutze wie so viele andere HONs und Senatoren inzwischen auch. Und wie Sie sagen sollte man wahrscheinlich Herrn Dr. Franz noch dankbar sein, weil man endlich sieht, daß andere Airlines und deren Produkte vor Allem in Bezug auf Service doch viel besser sind
  • Bin auch weg, kann einfach nicht sein wie man bei LH behandelt wird. Mal sehen ob die bei Emirates meine HON Karte eintauschen…
  • Froh sollten sie sein, dass man nicht wortlos den Rücken kehrt. Es ist ein Trauerspiel zur Zeit.
  • Ich hätte mir vor einem jahr als treuer HON nie vorstellen können, dass ich im Mai 2012 schreiben würde „ich bin seit einem halben Jahr nicht mehr LH geflogen“.
  • Ich habe mich deshalb zum ersten mal nach Alternativen zur LH umgeschaut. Danke Lufthansa ! Ich habe für meine geplanten Flüge schnell Alternativen gefunden. Alternativen mit ähnlich guten Abflugzeiten und Flugzeiten jedoch mit wesentlich modernere Flach-Bestuhlung und das auch noch zu ca. 25% günstigeren Preisen.
  • Die Alternativen Air Berlin, NIKI und Etihad benutze ich aber schon seit geraumer Zeit – seit 3 Monaten keine LH-Maschine mehr von innen gesehen
  • Ich hielt Ihre ganze Aktion mit dem Meilenschwund zunächst für vollkommen übertrieben. Jedoch bin ich auch HON Circle Mitglied und mir wird es auch langsam zu bunt was LH da treibt.
    Vor allem ärgert mich, dass man sich auf Versprechen etc. nicht verlassen kann und man ständig Neuerungen ausgesetzt ist, obwohl man sich den Status über viel Geld (also Flüge) erkauft hat, und da man ja oft mit LH mehr Geld ausgibt… Diese vollkommene Ignoranz von Dr. Franz ärgert mich schon sehr.
  • Ich bin wirklich von einem absolut treuen und loyalen LH-Fan zu einem enttäuschen Kunden geworden, der in Zukunft wohl eine andere Airline fliegen wird
  • Ich habe meine HON-Circle-Karte zerschnitten und zurückgeschickt.

Und dann – wie beim Boarding auch – die Senatoren:

  • [aus einem Anschreiben an Lufthansa, Anm. T.E.]: Ich verstehe Ihre Politik – von der Art und Weise der Kommunikation einmal abgesehen – überhaupt nicht, da sie gerade zu einem Zeitpunkt kommt, zu dem die Konkurrenz mächtig aufrüstet und sich z. B. um mich persönlich als Kunden bemüht, damit ich/wir zunehmend Air Berlin fliege/n.
  • Seit 1.3.2012 bin ich (zum erstem mal seit 2007) keinen SEN mehr […] Auf meinen ausführlichen Brief mit guten Argumenten und […] der Bitte zur Stellungnahme und außergerichtlicher Wiedergutmachung der Meilenabwertung von 2011 […] kam wie zu erwarten auch nur ein Brief eines seiner Mitarbeiters (an seiner Stelle) zurück mit zwei Standard Textblöcken
  • Dank Statusmatch bieten ja auch andere Fluglinien interessante Vorzüge. Lufthansa hat leider noch nicht verstanden, aber bei denen dauert ja bekanntermaßen alles etwas länger. Für mich persönlich ist nicht der Preis das entscheidende, sondern das Gesamtpaket, und hier haben die Mitbewerber derzeit die Nase vorn.
  • Meinen Senator-Status werde ich nun auslaufen lassen. Danach ist die LH-Gruppe bei mir auf der Black-List. Bei meinen Mitarbeitern natürlich auch!

Natürlich gab es auch einige von FTLs und „Blue Members“, es finden sich auch im Blog noch einige Zitate. Ich kann hier nur die Spitze vom Eisberg veröffentlichen. Und ich fürchte auch, daß sich noch längst nicht alle unzufriedenen Kunden bei mir gemeldet haben.

Allein in meinem Posteingang für meine meilenschwund-Email-Adresse sind mittlerweile ca. 20.000 E-Mails eingegangen. Die Adresse gibt es erst seit März. Dazu kommen noch viele, die das Kontaktformular auf meiner Homepage genutzt haben oder mir über Facebook schreiben. Es war kein einziger zufriedener Lufthansa-Kunde dabei.

Aber eine Abwanderung, die kann der Vorstand nicht feststellen?

Unlogische Bilanzierung von Kaufmeilen

In der Stellungnahme der Verwaltung zu meinem Gegenantrag für die Hauptversammlung heißt es, daß ca. 0,5% aller bilanzierten Meilen Kaufmeilen wären. Also Meilen, die Kunden zu hohen Preise käuflich erworben hätten.

Diese Meilen würden mit dem Kaufpreis bilanziert. Der günstigste Preis pro Meile liegt bei 2,42 €-Cent. Also sind rund eine Milliarde Meilen 24,2 Millionen € wert. Das sind 1,5% des gesamten, bilanzierten Meilenvermögens der Kunden.

Dann sind die restlichen bilanzierten Meilen im Mittel keine 0,8 €-Cent mehr wert, sondern nur noch 0,79 €-Cent. Das erhöht nicht unbedingt die Plausibilität der Stellungnahme des Vorstandes zu meinem Gegenantrag.

Nebenbei überrascht mich, daß eine Milliarde Meilen Kaufmeilen sind, die auf Halde liegen. Jeder Kunde darf maximal 12.000 Meilen pro Jahr kaufen. Ein Meilenkauf lohnt sich nur, wenn man direkt einen Flug buchen will, denn die Kaufmeilen sind vergleichsweise teuer. Sie zu parken ist also unökonomisch. Also scheinen Kunden Meilen zu kaufen und dann den gewünschten Prämienflug nicht buchen zu können.

Ist die Milliarde Kaufmeilen auf Halde ein Indiz für schlechte Prämienverfügbarkeit, Dr. Franz‘ Schweizer Kunden-Desaster?

Wochenrückblick und Hauptversammlungsausblick

Schon wieder Zeit für einen Wochenrückblick, diesmal kombiniert mit einem Ausblick auf den nächsten Dienstag, die Hauptversammlung.

Zur Hauptversammlung gibt es von mir einen Gegenantrag zur Entlastung des Vorstandes. Ich schlage vor, die Entlastung zu vertagen, da einerseits unter anderem gegen den Vorstand noch eine Strafanzeige besteht und andererseits erhebliche Unklarheiten bezüglich der Bewertung der Meilen in der Bilanz entstanden sind. Die Meilen sind auch Gegenstand eines weiteren Gegenantrags von Peter Dietrich.

Die Strafanzeige habe ich erstattet, als mir eine E-Mail zugespielt wurde, in der Lufthansa-Manager Mitarbeiter angewiesen haben, Kunden die Entwertung der Meilen nicht zu kommunizieren, damit die Kunden nicht mehr zu den günstigen, alten Konditionen buchen können. Zusammen mit dem Kaufangebot von Meilen im Dezember 2010 sah ich darin den Tatbestand des Betrugs erfüllt. Eine weitere Kanzlei hat aus gleichem Grund den Verdacht auf Untreue geäußert und ebenfalls Anzeige erstattet.

Die Bewertung der Meilen ist unklar, weil Lufthansa im Verfahren von Herrn Dietrich Meilen mit 2,77 €-Cent bewertet hat, in der Bilanz jedoch nur mit 0,8 €-Cent. Laut eines nicht überprüfbaren, anonymen Hinweises sei der intern angesetzte Wert einer Meile bei 2,4 €-Cent.

Ich habe verschiedene Fragen zum Bilanzwert aufgeworfen, zu denen es hoffentlich auf der Hauptversammlung eine Antwort gibt:

Lufthansas Stellungnahme zu meinem Gegenantrag ist leider sehr dürftig. Die Meilenbilanzierung wird nicht adäquat erklärt und zur Strafanzeige und Entwertung der Meilen stellt gibt es leider auch nur unpräzise Antworten. Herrlich ist das Argument, eine Kundenabwanderung habe man nicht festgestellt.

Für die Hauptversammlung auch relevant sind:

Zum Unternehmen:

Dazu kamen noch einige Pressemeldungen, wie die Entlassung von 3.500 Mitarbeitern bei Lufthansa, der Gewinneinbruch, der Weggang von Dr. Jürgen Weber, dem Aufsichtsratsvorsitzenden, die ich einfach aus Zeitgründen und Aktualitätsgründen nicht bloggen konnte. Teilweise habe ich die Links darauf bei Twitter oder auf der Facebook-Seite gepostet.

Last, but not least: Ein herzliches Dankeschön an Sie, für Ihre vielen, hilfreichen Hinweise, Ihr oft auch kritisches und konstruktives Feedback, über das ich mich sehr freue – und heute ganz besonders an den edlen Spender der Lufthansamaschine, bei der der Lack ab ist.

Damit ist wieder eine ereignisreiche Woche geschafft. So, wie sich diese Woche die Meldungen überschlagen haben, glaube ich kaum, daß ich dieses Wochenende wirklich „blogfrei“ haben werde.

Nein, nein – keine Kundenabwanderung festzustellen

Lufthansa behauptet ja steif und fest in deren Stellungnahme zu meinem Gegenantrag, daß Lufthansa keine Kundenabwanderung feststellen könnte.

Allein heute nacht erreichten mich mehrere Mails von vergrätzten HONs und Senatoren. Alle schrieben einhellig, daß sie die Meilenentwertung vielleicht gerade noch hingenommen hätten, sich da schon geärgert hätten, aber die jetzt nachgelegten weiteren Verschlechterungen, das wäre zu viel.

Witzig der Grundtenor: Viele bedanken sich bei Dr. Franz für die vielen Verschlechterungen. Das hätte ihnen die Augen geöffnet, dadurch seien sie, bisher geblendet vom Kundenbindungsprogramm Miles&More, endlich doch mal wieder mit dem Wettbewerb geflogen. Und hätten sich z.B. bei British Airways am flachen Business-Bett mit viel Privatsphäre erfreut.

Insgesamt wäre deren Angebot besser und sogar preislich günstiger gewesen.

Ein anderer meinte: Was hilft mir eine Limousine, die mich über das Vorfeld fährt, wenn Emirates mich zu Hause abholt? Da hätte er deutlich mehr davon.

Ufo stellte neulich richtig fest: Über den Preis sollte Lufthansa nicht argumentieren, besser wären Service und Qualität. Aber genau das, vermutlich, weil es monetär nicht zu bewerten ist, kürzt der Vorstand. Damit verliert Lufthansa den einzigen Wettbewerbsvorteil.

Da von einer Kundenabwanderung zu sprechen, das ist natürlich völlig abstrus. Ich betone, abstrus. Wie man überhaupt auf den Gedanken kommen kann, wo doch an Lufthansa gar kein Weg vorbeiführt…

Hat der Aufsichtsrat das Vertrauen in Dr. Franz verloren?

Laut Dr. Jürgen Weber, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Lufthansa, sei Lufthansa in einer bedrohlichen Situation. So ließ er sich heute im Handelsblatt zitieren. Und weiter:

Ich trete wieder etwas stärker an die Öffentlichkeit, nicht weil ich dem Vorstand um Christoph Franz nichts zutraue, sondern weil ich helfen will.

Der wenig loyale Dr. Franz braucht Hilfe vom im Kundenumgang erfahrenen Dr. Weber. Dem stimme ich zu. Da braucht er Hilfe. Herr Dr. Weber, falls Sie noch Hinweise brauchen, was Ihre Kunden so richtig ärgert und was Sie machen könnten, um die Fehler zu beheben, rufen Sie gerne an – ich hätte da noch ein paar Tips.

Der Satz ist aus einem zweiten Grund viel interessanter: Die Suggestionstheorie sagt, daß negierte Sätze positiv verstanden werden. Das „nicht“ ist nicht vorstellbar. Das ist ein beliebter rhetorischer Trick, gerne genutzt im Kontext von Steuererhöhungen: „Nein, wir planen keine Steuererhöhungen“ und vier Wochen später ist keiner mehr überrascht, wenn sie doch kommen.

Im Kopf des Lesers bleibt also die Nachricht hängen, daß Dr. Weber sein Vertrauen in Dr. Franz verloren hat. Ob er das wirklich so gemeint hat, lässt sich kaum ergründen. Aber wenn es so wäre, wird die Hauptversammlung nächsten Dienstag sehr interessant.

Der Aufsichtsrat hat nämlich allen Grund, das Vertrauen in den Vorstand zu verlieren und einzugreifen. Nicht nur, daß drei Hauptfiguren, Gemkow, Dr. Endres und Weber selbst schon das sinkende Schiff verlassen, sondern auch, weil Gewinne und Aktienkurse in den Keller purzeln. Und weil verärgerte Kunden ihre Treue aufgekündigt haben. Und vermutlich auch, weil das Nachbohren auf den Bilanzwerten der Meilen sehr unangenehm ist. Denn wäre es nicht schmerzhaft, hätte Lufthansa sich in ihrer Stellungnahme zu meinem diesbezüglichen Gegenantrag kaum so winden müssen.

Allein der dicke Artikel im Handelsblatt von letztem Freitag ist eine herausragende Leistung. Ich kenne keinen Konzern, dem schon eine sechsseitige Artikelpackung und das Titelblatt gewidmet wurden. Das ist ein Negativrekord, nach all der schlechten Presse die letzten Wochen. Da hat sich wohl so mancher Aufsichtsrat gewundert, wohin der Irrflug jetzt noch gehen kann und ob der Pilot mal aus dem Fenster schaut.

Da kann man nur hoffen, daß Dr. Weber es jetzt noch schafft, das Ruder herumzureißen, sich bei den Kunden für seinen Vorstandsvorsitzenden entschuldigt und die Lufthansa aus den Turbulenzen holt. Den Mitarbeitern würde ich das wünschen. AirBerlin und British Airways jedoch könnten sich über noch mehr Sturzflug freuen. Und natürlich die bösen arabischen Fluglinien, gegen die Dr. Franz Staatshilfe braucht, statt zu kapieren, daß es gar nicht der Preis ist, der die Kunden lockt, sondern der Kundenumgang.

Ich hoffe auch, daß die bedrohliche Lage von Lufthansa jetzt nicht nur als Ausrede dient, noch hässlichere Veränderungen auf dem Rücken der Kunden und Mitarbeiter auszutragen. Denn das wäre fatal und der direkte Weg in den Bankrott.

Dr. Franz und die Loyalität

Immer wieder habe ich in dem Blog die Frage nach der Loyalität des aktuellen Vorstandsvorsitzenden Dr. Franz gegenüber Kunden, Vertriebspartnern und Mitarbeitern aufgeworfen. Aktuell lässt mich die Diskussion um Wolfgang Mayrhuber, seinen Vorgänger, befürchten, daß auch ihm gegenüber Dr. Franz nicht loyal ist.

Denn Dr. Franz, das betonen zahlreiche Berichte, ist mit größter Eile dabei, die von seinem Vorgänger Mayrhuber durchgeführten Maßnahmen rückgängig zu machen. Vermutet wird, daß Dr. Franz mit seinen Änderungen fertig sein will, bevor Wolfgang Mayrhuber 2013 Vorsitzender des Aufsichtsrates wird. Der Aufsichtsrat kontrolliert den Vorstand und gibt Strategien vor.

Üblicher Weise soll dabei der letzte Vorstandsvorsitzende frühestens nach einer Übergangszeit von zwei Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender gewählt werden, um zu verhindern, daß er seinen Nachfolger blockiert. Jetzt wird schon diskutiert, daß Mayrhuber besser gar nicht in den Aufsichtsrat soll.

Es ist schon unüblich, die Arbeit des Vorgängers mit der Eile zunichte zu machen, das öffentliche Gezänk über seine Position im Aufsichtsrat ist völlig ungewöhnlich. Da gäbe es elegantere und anständigere Wege.

Irritierend finde ich, daß Dr. Franz in der Zeit des Vorstandsvorsitzes von Wolfgang Mayrhuber in den Lufthansa-Konzern kam, nachdem Dr. Franz bei der Bahn wegen des kundenunfreundlichen Preissystems seinen Hut nehmen mußte. Im Lufthansa-Konzern bekam Dr. Franz die Aufgabe, die Swiss zu sanieren. Mayrhuber rief ihn anschließend in den Vorstand der Konzernmutter und machte ihn zu seinem Nachfolger als Vorstandsvorsitzender.

Sollte man sich nicht gegenüber jemanden, der einen so gefördert und unterstützt hat, etwas loyaler verhalten?

Damit ist Dr. Franz nicht nur den Kunden gegenüber illoyal, davon handelt dieses Blog, sondern auch seinen Vertriebspartnern, seinem Amtsvorgänger und seinen Mitarbeitern.

Denn auch den AUA-Mitarbeitern hat er gerade ordentlich eingeschenkt: Zuerst wurde die AUA in einen Preiskampf mit der Niki getrieben, ein Kampf, den eine wirtschaftlich schon angeschlagene Gesellschaft nur am Tropf des Konzerns überhaupt überleben kann. Ein Kampf auch, der so ruinös war, daß die Niki sogar einige Strecken einstellen mußte. Und jetzt macht Dr. Franz die hohen Gehälter der AUA für die wirtschaftlich schlechte Situation verantwortlich und drängt zu neuen, schlechteren Konditionen. Loyal ist das nicht.

Ich frage mich, ist Dr. Franz auch den Aktionären gegenüber illoyal? Für mich scheint es fast so. Denn auch die Stellungnahme der Verwaltung zu meinem Gegenantrag für die Hauptversammlung ist schwammig, die aktuellen, abrupten Kurswechsel, die schwer zu erkennende Strategie und die offensichtliche Illoyalität gegenüber allen anderen, sogar gegenüber Herrn Mayrhuber, alles das irritiert die Anteilseigner.

Manchmal frage ich mich, ob Dr. Franz nicht noch der Bahn oder Herrn Mehdorn loyal verbunden ist. Denn alle seine aktuellen Aktionen spielen der Bahn und AirBerlin in die Hände.

Herr Dr. Franz – wie wäre es mal mit Loyalität zum aktuellen Arbeitgeber, zum Förderer Wolfgang Mayrhuber, zu den aktuellen Kunden, zu den aktuellen Aktionären, zu den aktuellen Mitarbeitern und den aktuellen Vertriebspartner?

Stellungnahme zu meinem Gegenantrag

Lufthansa hat auf der Webseite eine Stellungnahme zu meinem Gegenantrag veröffentlicht, der meines Erachtens in einigen Punkten sehr oberflächlich bleibt:

Der Aktionär Prof. Dr. Eggendorfer beantragt, die Entlastung des Vorstands zu vertagen. Hintergrund sei zum einen die zum 03.01.2011 erfolgte Anpassung der Prämienmeilentabelle und zum anderen die angeblich fehlerhafte Höhe der Rückstellungen für Meilen.
Die Anpassung der Prämienmeilentabelle hat weder zu einem feststellbaren Abwandern von Statuskunden geführt, noch sind der Gesellschaft Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang bekannt oder die Höhe der Rückstellungen fehlerhaft. Bezüglich des letzten Punktes wird auf die Stellungnahme zu dem Gegenantrag von Herrn Dietrich verwiesen.

Bilanzwert

Ich zäume das Pferd von hinten auf: Die Verweisung an sich zum Gegenantrag von Herrn Dietrich ist schon falsch. Denn ich argumentiere, daß Lufthansa bislang nicht dargestellt hat, wie der Bilanzwert einer Meile berechnet wird. Damit ist er einer Überprüfung nicht zugänglich. Genau diese fehlende Transparenz ist mein Vorwurf. Denn für die Bilanz ist der Vorstand verantwortlich und muß sie jederzeit vollständig erläutern können. Da er das nicht will oder kann, kann ich ihn in meiner Rolle als Aktionär nicht entlasten.

Als Aktionär muß ich wissen, wie es wirklich um das Unternehmen steht, in das ich investiert habe. Solange hier Unklarheiten bestehen, wäre es falsch, das Handeln des Vorstandes durch die Entlastung zu genehmigen.

Bewußt habe ich beantragt, die Entlastung zu vertagen und nicht, sie zu verweigern. So gebe ich dem Vorstand die Möglichkeit, die Fragen restlos zu klären.

Daß der Vorstand die Auskünfte nicht geben möchte, zeigt die lückenhafte, widersprüchliche und logisch nicht durchgängige Argumentation zum Gegenantrag von Peter Dietrich, mit der der Vorstand auch auf meinen Antrag reagieren möchte:

Weder hat die Gesellschaft in dem angesprochenen Verfahren den durchschnittlichen Meilenwert auf zwischen 2 und 5 Cent und mindestens auf 2,77 Cent beziffert, noch ist ein Rückschluss eines rechnerisch möglichen Werts einer Meile für einen Kunden in einem individuellen Fall auf die Höhe der ausgewiesenen Verpflichtungen im Konzernabschluss zulässig.

Ein Blick in das Urteil (!) des LG Köln in 14 O 245/11 jedoch zeigt anderes:

Der Gegenwert einer Prämienmeile wird von der Beklagten [in diesem Fall die Lufthansa, Anm. T.E.] mit 2,77 Cent und vom Kläger mit bis zu 17 Cent – so bei einem Flug von Frankfurt am Main nach Angola – angegeben.

Das bestätigt die Verwaltung weiter unten auch selbst:

Die Gesellschaft hatte in der Klageerwiderung lediglich aufgezeigt, dass – selbst unter Zugrundelegung der grundsätzlichen Berechnungsmethodik des Klägers, also einer Berechnung für bestimmte Flüge in der First- und Business-Class – der Wert einer Meile für den Kläger durch diesen um ein mehrfaches überzeichnet worden war.

Damit bestätigt Lufthansa, daß man doch in dem Verfahren einen Meilenwert angegeben hat.

Der Vorstand ist für die Bilanz verantwortlich und muß sie erklären können. In der weiteren Darstellung erfolgt jedoch keine Aufklärung zur Bilanzberechnung des Meilenwertes, sondern es werden nur allgemeingültige Grundsachverhalte ausgeführt, die ich auch als Außenstehender schon in meinem Blog erklärt habe. Nämlich, daß Meilen abhängig von ihrem Verwendungszweck für Upgrades, Flüge und Sachprämien, also den WorldShop einen unterschiedlichen Wert haben.

Flugprämie

Bei Berechnung der Flugprämien gibt es in der Darstellung erhebliche Fragen:

Bei Bewertung der Verpflichtungen für Prämienflugreisen sind die geltenden Flugtarife unter Berücksichtigung der Restriktionen der Buchungsklasse für Miles & More Flugprämien einzukalkulieren. Diese Buchungsklassen sind selbstverständlich nicht mit dem Wert aller Vollzahlertarife vergleichbar. Flexibilität und Verfügbarkeit sind eingeschränkt. Im Übrigen werden dem Fluggast bei Prämienflugbuchungen, anders als bei Vollzahlerbuchungen, keine Meilen gutgeschrieben.

Auch hier ist Lufthansa ungenau: Ein Meilenflug kann für 50 EUR umgebucht oder erstattet werden, wohingegen günstige Economy-Tarife gar nicht umbuchbar sind, andere für teurere 120 €.

Dabei muß sowohl bei regulären als auch Meilenflügen die Buchungsklasse am neuen Wunschtag verfügbar sein. Diese Feinheit kann Umbuchungen trotz eines umbuchbaren Tarifs erheblich verteuern, weil typischer Weise die günstigeren Buchungsklassen geringere Verfügbarkeiten aufweisen und daher die Differenz aufgezahlt werden muß.

Daß Meilen auf Prämienflügen nicht gutgeschrieben werden, ist richtig. So kostet ein billiger Business Flug Hamburg Johannesburg (30.5. – 17.6.) 3159,19 €. Davon sind 2639 € der reine Ticketpreis, die restlichen 520,19 € sind Steuern und Gebühren, die angeblich externe Kosten abbilden und bei einem Prämienticket bar zu zahlen sind.

In Buchungsklasse Z, die für 200 € umgebucht oder erstattet werden kann, gibt es derzeit 24.564 Meilen, für Statuskunden sogar 3.444 mehr. Mit dem aktuellen Bilanzwert von 0,8 Cent / Meile ergibt sich ein Meilenwert von 196,51 € bzw. 224,06 €. Damit liegt der reine Ticketpreis bei ca. 2430 €.

Die gleiche Strecke kostet 105.000 Meilen. Damit wäre allerdings eine Meile 2,31 €-Cent wert. Durch die Reduktion der Meilen im Z-Tarif steigt sogar der Meilenwert, weil die Abzüge sinken.

Die Bedingungen für Umbuchung / Erstattung für den Meilenflug sind sogar geringfügig günstiger.

Bilanzmathematik

Besonders erheitert bin ich über die sorgfältige Rechnung der Lufthansa, die auch schon in dem Verfahren LG Köln 14 O 245/11 beeindruckte:

Der durchschnittliche Wert einer Meile beträgt danach 0,78 Cent.

Tatsächlich war das der Wert 2010, für 2011 betrug der Bilanzwert 0,80 Cent. Diese Erhöhung im Vergleich zu 2010 hatte mich auch schon verwundert, denn in Anbetracht der effektiven Abwertung war sie nicht zu erwarten.

Meilenkauf

Der einzig konkrete Wert in den Stellungnahme der Verwaltung sind die Angaben zum Meilenverkauf: 0,5% aller Meilen seien gekauft worden. Das sind rund 1 Milliarde Meilen. Die würden zum Kaufpreis bilanziert, der liegt im günstigsten Fall bei 2,42 Cent. Das bedeutet, daß diese Kaufmeilen mit 24 Millionen € zu Buche stehen. Das sind 1,5% des insgesamt bilanzierten Wertes von Meilen.

Schon komisch: 0,5% aller Meilen machen 1,5% des Bilanzwertes aller Meilen aus. Wie erklärt das der Vorstand?

Fazit zur Bilanzierung der Meilen

Die Argumentation der Verwaltung ist widersprüchlich und ohne konkrete Angaben nicht nachvollziehbar. Ich kann daher nur empfehlen, dem Vorstand etwas gründlicheres Arbeiten aufzugeben. Um ihm dazu die Gelegenheit zu geben, bleibe ich bei meinem Vorschlag, die Entlastung zu vertagen.

Abwertung

Kundenabwanderung

Zur Kundenabwanderung wäre statt schwammiger Argumente durch die Verwaltung ein klarer Nachweis zu führen. Mir sind zahlreiche HON-Circle-Mitglieder und Senatoren bekannt, die aufgrund der Abwertung ihr Flugverhalten geändert haben, einige sogar so radikal, daß sie bei Lufthansa gar nicht mehr buchen.

So schrieb mir ein HON-Circle-Mitglied zufälliger Weise gerade gestern:

Ich habe mich deshalb zum ersten mal nach Alternativen zur LH umgeschaut. Danke Lufthansa! Ich habe für meine geplanten Flüge schnell Alternativen gefunden. Alternativen mit ähnlich guten Abflugzeiten und Flugzeiten, jedoch mit wesentlich modernerer Flach-Bestuhlung [in der Business-Class, statt der Lufthansa-„Rutsche“, Anm. T.E.] und das auch noch zu ca. 25% günstigeren Preisen. […] Ich glaube über 30 Jahre Lufthansa gehen jetzt unweigerlich für immer zu Ende.

Für mich klingt das nach Abwanderung eines langjährigen HON-Circle-Mitglieds. Herr Dr. Franz, was können Sie da herauslesen?

Mir liegt ein Stapel inhaltlich sehr gut vergleichbarer weiterer Schreiben von anderen HON-Circle-Mitgliedern vor, sowohl an den HON Circle-Kundenmonolog als auch an Sie persönlich, Herr Dr. Franz.

Ich lese da immer nur Abwanderung.

Wenn sich übrigens nur wenige Kunden beschweren würden, warum gibt es dann schon Textbausteine für den Kundenmonolog zu meinem Verfahren? Lohnt sich das bei wenigen Beschwerden?

Herr Dr. Franz, liefern Sie Zahlen. Liefern Sie Strecken und das Buchungsverhalten Ihrer HONs und Senatoren. Und kein „Blabla“. Sie werden mir immer wieder als Zahlenmensch beschrieben, also sollten Sie die doch auch liefern können.

Strafanzeige

Es ist übrigens, aber das sollte Lufthansa eigentlich auch wissen, gar nicht so ungewöhnlich, daß derjenige, gegen den ermittelt wird, nicht weiß, daß gegen ihn ermittelt wird. Außer möglicher Weise aus der Presse. Das soll verhindern, das Beweismittel verloren gehen.

Die Strafanzeige fußt auf einer E-Mail, die Lufthansa schwer belastet. Denn in dieser E-Mail wurden Mitarbeiter angewiesen, die Kunden bewußt und vorsätzlich nicht über die Änderung bei den Flugprämien zu informieren.

Ich stimme sogar der Verwaltung zu, daß nicht absehbar ist, ob Lufthansa tatsächlich wegen Betrugs, so meine Anzeige, oder Untreue, so eine weitere, mir vorliegende Anzeige, verurteilt wird. Diese Entscheidung obliegt einem Gericht und nicht mir.

Genau deswegen beantrage ich ja auch, die Entlastung bis zum Abschluß des Strafverfahrens zu vertagen. Würden wir Aktionäre den Vorstand für eine mögliche Straftat jetzt die Entlastung gewähren, würden wir strafbares Verhalten billigen. Das kann ich nicht.

Nach Abschluß des Strafverfahrens ist die Frage der Straftat geklärt. Daher eben die Vertagung und nicht die Verweigerung der Entlastung.

Entwertung im Interesse der Aktionäre

Die E-Mail belegt, daß es de facto gar keine Übergangszeit gab und das auch so gewollt war.

Und genau gegen diese Nicht-Kommunikation bei gleichzeitig keiner Übergangszeit wendet sich auch meine Zivil-Klage. Und übrigens auch mein Blog, das ich bei weitem nicht als „allgemeine Beschwerdeseite“ titulieren würde.

Lufthansa behauptet, die Entwertung sei im Interesse der Aktionäre erfolgt. Und unterstellt damit den Aktionären kurzfristiges, rücksichtsloses Gewinndenken. Das Interesse der Aktionäre zielt aber auf einen langfristigen Profit der Gesellschaft. Die durchgeführte Entwertung hat, durch ihre kundenfeindliche Umsetzung, zwar kurzfristige Spareffekte, aber eine langfristige Kundenabwanderung zur Folge. Verärgerte Kunden kehren kaum mehr zurück, eine Re-Akquise ist teuer.

Ein vernünftiger Umgang mit den Kunden, eine angemessene Kommunikation der Änderung und eine sinnvolle Übergangsfrist hätten nicht diesen öffentlichen Aufschrei und Verärgerung erzeugt. Die entstandene negative Presse ist nicht im Interesse der Aktionäre, denn durch sie erst wurde vielen Kunden die Veränderung bewußt und der Abwanderungseffekt verstärkt.

Durch die Presseberichte erst wurde auch die besagte E-Mail „ausgegraben“. Durch sie erst wurde der Lufthansa-Vorstand in Zusammenhang mit einer Straftat gebracht.

Im Interesse der Aktionäre wäre eine Entwertung gewesen, die fair und anständig, mithin kunden- und ruferhaltend abgelaufen wäre.

Der vorliegende Fall ist jedoch ein erheblicher Managementfehler.

Managementfehler sind nicht im Interesse der Aktionäre.

Fazit

Die Argumentation der Verwaltung gegen meinen Gegenantrag überzeugt nicht.

Ganz im Gegenteil, sie wirft neue Fragen auf, die den Gegenantrag noch notwendiger erscheinen lassen. Und sie bestätigt, daß der Vorstand seine Fehlentscheidungen nicht erkennt.

Ich bleibe daher dabei, bis zur Klärung der offenen Fragen die Entlastung zu vertagen.