Abflauende Dynamik bei Passagierzahlen

Laut mehrerer, übereinstimmender Berichte soll Stefan Lauer, Mitglied des Lufthansa Konzernvorstandes, einen Ausblick auf die Zukunft gegeben haben – und dabei nicht so zufrieden geklungen haben. Ursache wäre laut finanznachrichten.de:

die gestiegenen Kosten für Kerosin und Personal sowie eine abflauende Dynamik bei den Passagierzahlen (…) das Passagierwachstum schwäche sich ab

Abflauende Dynamik„, das ist fast so schön wie das Zitat aus dem offenen Brief von Vorstand Carsten Spohr und Vorstandsvorsitzenden Dr. Franz an die Mitarbeiter:

Und unsere Wettbewerber haben aufgeholt und seien wir ehrlich: An einigen Stellen haben sie uns zumindest eingeholt.

Meine Herren, ich darf mal diese Euphemismen übersetzen: „Der Wettbewerb hat uns überholt, wir sehen im Vergleich alt aus. Die Kunden haben es vor uns gemerkt und sind abgewandert.“

Klingt nicht so schön, trifft den Nagel aber etwas unverblümter auf den Kopf.

Und Sie, meine Herren – Frau Menne war daran noch nicht beteiligt – , haben alles dafür getan, damit das passiert. Hätten Sie nicht mit der Meilenentwertung und weiteren Maßnahmen auch noch die Kunden in der kritischen Übergangsphase auf das nötige neue Produkt zusätzlich vergrault, gerade Ihre HON Circle Mitglieder und Senatoren, die viel Umsatz in lohnenden Buchungsklassen mit Ihnen machen, haben Sie damit den Stuhl vor die Tür gesetzt.

Und dann treten Sie auch noch die Frequent Traveller, bei Germanwings und dem Lounge-Zugang.

Was haben Sie jetzt? Berge an verärgerten Kunden, Ihre Facebookseite spricht Bände, Ihr Kundenmonolog ist überlastet, das Ansehen sinkt in den Keller, Blogger schimpfen, die schlechte Presse reißt nicht ab, und eine Flotte, die, wie Herr Spohr selber sagte, modernisiert werden muß. Aber eben noch nicht ist.

Die Dynamik der Klagen flaut derweil nicht ab, es kommen schon die ersten Klagen wegen der Meilenentwertung aus der Schweiz. Sie stellen sich ein Bein nach dem anderen, meine Herren.

Ich staune, daß Sie der Aufsichtsrat noch nicht wieder auf den Boden zurückgeholt hat. Denn die Fehler, die Sie im Vertrieb aktuell machen, schaden dem Unternehmen, damit den Mitarbeitern und den Anteilseignern. Und nebenbei auch noch den Kunden. Die haben es aber am leichtesten – der Wettbewerb nimmt sie gerne auf.

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Wochenrückblick

Heute erst einen Tag später als gewohnt, der Wochenrückblick.

Dieses Woche ging es natürlich wieder um mein Verfahren und die für Sie interessante Frage: Jetzt klagen oder erst noch abwarten – was sollten Sie tun?

Dann ergab sich eine praktische Koinzidenz: Am Dienstag startete der erste A330 mit der neuen Lufthansa Business Class in München, Grund für eine Pressemeldung der Lufthansa. Die Meldung schrieben fast alle Agenturen wörtlich ab, nur der Spiegel war gewohnt kritisch. Und kam letztlich zum gleichen Schluß, wie meine beiden Artikel vom Wochenende davor:

Abgesehen davon, daß der Spiegel meiner kritischen Meinung war und sogar mein Blog im Artikel verlinkt hat, freute mich vorallem, eine dort entstandene Meldung zu lesen. Lesenswert!

Dann ging es die Woche um den Kundenbindungswert von Miles&More. Denn Miles&More verursacht Lufthansa Kosten, die würde kein Konzern auf sich nehmen, wenn ihnen nicht auch Nutzen gegenüberstände. Stammkunden lassen sich zwar kaum monetär bewerten oder gar bilanzieren, sie tragen aber wesentlich zum Unternehmensgewinn bei:

Am meisten anklickt wurden übrigens in der letzten Wochen folgende Beiträge:

Außerdem habe ich diese Woche noch eine kleine Änderung am Blog vorgenommen: Die Sternchenbewertung habe ich wieder deaktiviert. Ich hatte mir darüber Rückmeldung erhofft, was Sie interessiert und was nicht. Allerdings waren Klickzahlen und Bewertung teilweise widersprüchlich, so konnte ich die Sternchen nicht auswerten. Über die Kommentarfunktion oder per E-Mail allerdings können Sie mir jederzeit einen Kommentar schicken – der benötigt dann auch keine Interpretation.

Was andere Blogger zu Lufthansa sagen:

Lufthansa versucht ja den Eindruck zu erwecken, ich sei (fast) der einzige Kunde, der sich beschwert. So klang jedenfalls die Stellungnahme der Verwaltung zu meinem Gegenantrag auf der Hauptversammlung. Auch Dr. Franz arbeitete hart an dem Image, als er auf der Hauptversammlung meine Fragen beantwortete: Es läge eigentlich nur am Namen „meilenschwund“, daß ich bergeweise negative Reaktionen von Kunden erhalte.

Da helfen natürlich die vielfältigen Reaktionen von HON-Circle-Mitgliedern und Senatoren, die ich veröffentlicht habe, kaum. Auch andere Rückmeldungen von Betroffenen scheinen Lufthansa nicht zu beeindrucken.

Auch sei die schlechte Presse allein unter meiner Kontrolle.

Da wird es Lufthansa kaum überraschen, daß sich auch in der „Blogosphäre“ noch einige finden, die Lufthansas Verhalten richtig schlecht finden.

Als erste fiel mir die Gerichtsreporterin Gisela Mertens auf, die schon am 14. Februar kurz und knackig feststellte: „Verträge müssen eingehalten werden“ und seitdem fleißig weiter berichtet.

Ihr klarer Kommentar zum Urteil: „Rabenschwarzer Freitag für Lufthansa„. Dennoch führt Lufthansa den sinnlosen Kampf gegen ihre Stammkunden weiter, mit den Worten der Gerichtsreporterin: „Lufthansa macht weiter gegen ihre Vielflieger mobil„.

Sie bleibt bei ihrer deutlichen Bewertung:

Die Lufthansa spielt mit dem Feuer. Ihr ist offenbar nicht klar, was für einen unternehmensinternen Flächenbrand sie auslösen könnte, wenn sie ihre Spitzenkunden verprellt. Schließlich gibt es ja auch noch andere Fluggesellschaften.

Um dann letzten Freitag ein klares Fazit zu ziehen:

Das Verhalten der Airline gegenüber ihrer Stammkundschaft ist ein Trauerspiel

Und sie ist bei weitem nicht die einzige. So fragt sich auf reise-wahnsinn.de Gerda Middelschinken: „Quo vadis Lufthansa?“ Und stellt fest, daß meilenschwund.de für Lufthansa ein PR-Desaster ist.

Beachtenswert übrigens auch die Kommentare der Leser zu dem Artikel. Da verbünden sich wieder Mitarbeiter und Kunden gegen den Vorstand.

Natürlich berichtete auch reise-wahnsinn.de, diesmal Ingo Busch, über das Verfahren.

Ingo Busch hatte sich übrigens auch schon kritisch zur Neuen Europakabine geäußert. Also die neue Economy-Sitze, die laut Jahresbericht der Lufthansa von den Kunden geschätzt würden, laut internem Passagemagazin aber nicht so gut ankommen.

Auch start-trading.de, das schon dem Namen nach das Augenmerk weniger auf dem Kundenumgang als dem Börsenkurs hat, stellt fest: Lufthansa fehlt es an einer Strategie. Das bestätigte Dr. Franz auf der Hauptversammlung.

Da bleibt eigentlich nur der Kommentar der Gewerkschaft Ufo: „Billig können andere besser„.

Oder auch die Leserbriefe im Spiegel 21/2012, als Reaktion auf den kritischen Lufthansa-Artikel vorletzte Woche: Da sprechen die Leser von unbequemen Sitzen, die zu „eingeschlafenen Hintern“ führten, und dem Opferalter des Kostenmanagements, der alle Lufthansawerte verschlänge.

Lieber Herr Dr. Franz, glauben Sie wirklich, daß das alles nur an meilenschwund.de liegt? Ich weiß ja, daß Sie mich als Experte schätzen, aber überschätzen Sie mich da nicht ein bißchen?

Ist die schlechte Presse nicht vielleicht auch zu einem großen Teil Ihre eigene Leistung, Herr Dr. Franz?

Aktuell versaut sich Lufthansa durch diesen schlechten Kundenumgang den Ruf. Das wird Auswirkungen auf den Umsatz haben – bei mir melden sich immer mehr HONs und Senatoren, die zum Wettbewerb gewechselt sind. Lufthansa spart sich tot, auf dem Rücken der Kunden und Mitarbeiter.