Subventionen: Nur böse beim Wettbewerb?

Da lassen Dr. Franz und seine Vorstandskollegen keine Gelegenheit aus, über die bösen arabischen Wettbewerber zu schimpfen, weil sie ja angeblich subventioniert sind. Derweil berichtet die Financial Times Deutschland, daß man als Standort für den auszugliedernden Europaverkehr zusammen mit Germanwings Berlin im Fokus hätte.

Und das nicht etwa, um AirBerlin eins auszuwischen, weil man an deren neuen wichtigsten Drehkreuz auch stark präsent ist, sondern weil man – wie die Financial Times Deutschland schreibt – Staatshilfen „wittert“.

Ja, wie nun, Herr Dr. Franz: Einerseits ist es böse, wenn „die Araber“ angeblich Subventionen bekommen, andererseits machen Sie Ihre Standortwahl von staatlicher Förderung, also Subventionen abhängig?

Und wie geht es damit zusammen, daß es von Emirates eine Eigendarstellung gibt, derzufolge man keine Subventionen kassiere? Könnte Lufthansa auch so ein Papier ruhigen Gewissens verfassen?

Erst erzählen Sie, daß der Flug München-Singapore-Jakarta wegen der Entscheidung zum Bau der dritten Startbahn in München aus dem Winterflugplan gestrichen wurde. Dann behaupten Sie, Subventionen bekommen nur die Araber – und hätten dadurch einen Wettbewerbsvorteil.

Wie sollen Ihnen da die Öffentlichkeit, Ihre Aktionäre und Ihr Aufsichtsrat noch glauben können?

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Wochenrückblick

In der Woche gab es wieder einiges zu berichten – zum Überblick der Wochenrückblick:

Sehr lesenswert ist der Artikel im aktuellen Manager Magazin über die Lufthansa – und entsprechend viel gelesen war auch mein Kommentar dazu.

Neben der Erkenntnis, daß der Vorstand sich mit internen Machtkämpfen statt der Zukunft der Lufthansa beschäftigt, bestätigt der Beitrag auch meinen Eindruck, daß Lufthansa im Ansehen immer weiter sinkt.

Das unterstützen Kommunikationsmaßnahmen, die in sich völlig widersprüchlich sind: So zum Beispiel die Behauptung, man würde Flüge in München wegen der Entscheidung zur 3. Startbahn streichen. In Wirklichkeit scheint die Konkurrenz durch Singapore Airlines und die Auslastung das hauptsächliche Argument zu sein. Schade, daß sich Lufthansa durch solches Auftreten die eigene Glaubwürdigkeit zerstört und so der eh schon emotionale Diskussion um die Flughäfen Futter gibt.

Der Standard, eine österreichische Zeitung, titelte die Woche sehr treffend: Lufthansa zieht negative Schlagzeilen an – Lufthansa kommt aus dem Streiten nicht heraus.

Dann ging es einmal mehr um den Kundenumgang:

Wieso kassiert Lufthansa für Tippfehler bei Online-Buchungen die Kunden mit Stornogebühren ab, anstatt wie z.B. Qantas eine kulante Regelung zu finden? Denn wenn Online-Buchungen Lufthansas Vertriebskosten senken sollen, dann sollten sie auch für die Kunden attraktiv sein.

Steigt die Zahl der Gepäckverluste bei Lufthansa oder wird nur der Kundenservice im Fehlerfall immer schlechter? Beides kein Aushängeschild für einen Anbieter, der sich selbst damit rühmt, Mitglied im Verband der Luxusanbieter „Meisterkreis“ zu sein. Eine Zugangsvoraussetzung ist außergewöhnlich guter Service.

Wäre Lufthansa etwas kundenfreundlicher, würde sie sich sogar viel Geld sparen. Ja, Kulanz kann billiger sein, als den Kunden den Kampf anzusagen.

Zu guter Letzt ein kleiner Erfolg: Die Meilen, die Lufthansa für Zahnersatz verteilt hat, scheinen abgeschafft. Das war rechtlich im Graubereich.

Dritte Startbahn und Nachtflugverbot

Es ist schon komisch: Aktuell streicht Lufthansa angeblich den Flug München-Singapore-Jakarta (MUC-SIN-CGK), weil München aufgrund der fehlenden dritten Startbahn überlastet sei. Das sei die Folge des Bürgerentscheids.

Das ist natürlich logisch, schließlich ist so ein Bauvorhaben wie eine zusätzliche Startbahn weder aufwendig noch komplex, sondern ruckzuck erledigt. Ganz klar, sie wäre auch schon zum Winterflugplan 2013 fertig gewesen und hätte damit eine Kapazitätsausweitung am Münchner Flughafen über Nacht möglich geworden.

Die Realität sieht anders aus: Laut Süddeutsche Zeitung ist eine Bauzeit von 8 Jahren geplant, denn es wird nicht nur eine neue Runway nebst Taxiways angelegt, sondern es müssen Straßen verlegt werden, Tunnel gebaut und ein zusätzlicher Satellit B an das Terminal 2 angebaut werden.

Damit hätte vor 2020 die Erweiterung keinen positiven Effekt auf den Flugbetrieb, möglicher Weise gibt es zwischendurch sogar temporäre Einschränkungen, weil der Anschluß der neuen Runway hinter der aktuellen 26R/08L gebaut wird.

Die Einstellung dieses Fluges auf den Bürgerentscheid in München zu schieben, ist also völliger Unsinn.

Dazu kommt noch, daß auch andere Flüge in ihrer Kapazität beschränkt wurden. Das passt zu Lufthansas Ziel, eine bessere Auslastung der Maschinen zu realisieren. Bei konstanter Kundenzahl lässt sich das nur durch eine Reduktion der angebotenen Sitzplätze erreichen. Für die Theorie spricht, daß auf einigen Strecken im Winterflugplan auch kleinere Flieger eingesetzt werden sollen.

Wenn München so in den Kapazitäten beschränkt sein sollte, wieso hat dann Lufthansa vor wenigen Wochen lautstark den Flug Frankfurt Kapstadt (FRA-CPT) auf München Kapstadt umgestellt? Da mußte noch als Begründung das Nachtflugverbot in Frankfurt herhalten.

Man mag ja zur Erweiterung des Flughafens in München und zum Nachtflugverbot in Frankfurt stehen, wie man will. Es gibt tatsächlich für beide Seiten – sowohl die Gegner als auch die Befürworter – gute Argumente. Aber einfach plump und dreist die Bürger für blöd verkaufen und ihnen erzählen, daß aktuelle Einschränkungen des Flugplans, die vermutlich eher der wirtschaftlichen Lage der Lufthansa geschuldet sind, Folgen des Nachtflugverbotes und des Neins des Münchner Bürgerentscheids sind, ist schon reichlich unverschämt.

Es mag ja Lufthansa politisch wichtig sein und es steht ihr auch zu, Aufmerksamkeit für ihr Problem zu gewinnen – aber dann doch bitte mit sachlichen und glaubwürdigen Argumenten. Davon gibt es genug.