Wer als Vorstandsvorsitzender einen Management-Ratgeber (Rolf Dobelli, Die Kunst des klaren Denkens, Hanser, 2012) mit lobenden Worten empfiehlt, riskiert, daß seine Entscheidungen mit dessen Empfehlungen abgeglichen werden.
Doch kommt bei mir immer wieder der Eindruck auf, daß Dr. Franz‘ Hauptempfehlung wohl mit dem Refrain „“Do as I say, but don’t do as I do“ des schon einmal von mir zitierten Genesis Song „Jesus, he knows me“ zusammengefasst werden könnte.
Denn in Dr. Franz‘ Buchempfehlung beschreibt der Autor Rolf Dobelli die „Self-Serving Bias. Warum Sie nie selber schuld sind“ (S. 184ff). Klappt etwas nicht, sind es immer die äußeren Einflüsse:
Hat die Firma hingegen ein schlechtes Jahr hinter sich, so ist der starke Euro schuld, die Bundesregierung, die hinterlistigen Handelspraktiken der Chinesen, die versteckten Zölle der Amerikaner, überhaupt die verhaltene Konsumentenstimmung.
Jetzt ersetze man „Chinesen“ durch „Araber“ und „Billigflieger„, die versteckte Zölle durch „Emissionshandel“, „Treibstoffkosten“ und „Luftverkehrssteuer“, dann ist die Erklärung von Dr. Franz für die schlechte Situation der Lufthansa fertig. Und die wiederholt er schon lange, zuletzt im Handelsblatt:
hohe Treibstoffpreise, die ungünstige Konjunkturentwicklung, die Eurokrise aber auch hohe Gebühren und Materialkosten
Aber so kennen wir Herrn Dr. C. F. schon seit über zehn Jahren:
-Bahncard unattraktiv gemacht
-Wochenendticket unattraktiv gemacht
-die zuschlagsfreien Interregio-Züge in zuschlagspflichtige Intercity-Züge umgewandelt
-ein unübersichtliches Tarifsystem mit zahlreichen verdeckten Preiserhöhungen eingeführt
usw. usw.
Und als die Kunden daraufhin mit den Füßen abstimmten und in Scharen davonliefen,
war schon damals die Konkurrenz durch die bösen, bösen Billigflieger schuld – und nicht
etwa eigenes krasses Missmanagement.
Pingback: Wochenrückblick | meilenschwund.de