Lufthansa will noch mehr sparen

SCORE hat nicht den gewünschten Ergebniseffekt gebracht, wie zum Beispiel das Handelsblatt berichtet. Das drohte der Vorstandsvorsitzende ja schon in „Fragen Sie Franz“ an. Schuld sind natürlich die anderen, das Handelsblatt listet unter anderem:

hohe Treibstoffpreise, die ungünstige Konjunkturentwicklung, die Eurokrise aber auch hohe Gebühren und Materialkosten

Jetzt ist mir kürzlich zufällig ein Buch in die Hände gefallen, das von Dr. Franz auf dem Cover sehr gelobt wird: Die Kunst des klaren Denkens von Rolf Dobelli. Auf S. 49ff beschreibt der Autor „Die es-wird-schlimmer-bevor-es-besser-kommt-Falle“ – und schildert dort einen Trick schlechter Berater: Wer nicht weiß, wie es wird, wird immer eine schlechte Prognose geben. Dann war das negative Ereignis vorhergesagt. Sollte es nicht eintreten, ist das schon ein positiver Effekt der Beratung. So würde man unentbehrlich, ohne etwas zu nutzen.

Wie meinte Frau Slomaka neulich im Heute Journal? Nur Sparen wäre nicht sonderlich kreativ?

Natürlich gibt es in einem Konzern wie Lufthansa immer Einsparpotentiale, insofern ist es auch wenig überraschend, daß SCORE welche identifiziert. Der Lufthanseat 1438 vom 21.09.2012 listet ein paar Beispiele, wie die Beladung mit Zollformularen, die 18.000 € Treibstoffkosten pro Jahr spart oder die Umrüstung der Vorfeldflotte auf Ganzjahresreifen statt Sommer- und Winterreifen, was Material-, Arbeits- und Lagerkosten spart. Schließlich ist das Vorfeld geräumt und die Steigungen anders als in den bairischen Alpen überschaubar.

Eigentlich hätten diese Sparmaßnahmen schon lange auffallen müssen: Ein gut organisiertes, ernstgenommenes betriebliches Vorschlagwesen, das vernünftig incentiviert ist, sollte solche Ideen laufend produzieren. Ganz ohne SCORE.

Doch nur durch Sparen wird man nicht besser. Sparen erfordert Augenmaß – und ist idealer Weise nur ergebniswirksam aber sonst nicht spürbar. So wie die Allwetterreifen auf dem Vorfeld. Wenn es aber an die Ersparnisse der Kunden geht, wie bei der Meilenentwertung, verursacht die Sparmaßnahme unwirtschaftlich hohe Folgekosten.

Vielleicht wäre es an der Zeit, Komplexitäten zu reduzieren? Wenn es so weitergeht, wird Miles&More-Berater ähnlich ausbildungsintensiv wie Steuerberater, Tarifbedingungen bilden so viele Sonderfälle ab, daß sie kein Kunde mehr durchschaut und sogar Mitarbeiter Schwierigkeiten haben. Vereinfachen spart und macht allen das Leben leichter.

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