Lufthansa-Vorstand weiter ohne Strategie

Schon zur Hauptversammlung mußte Dr. Franz zugeben, daß Lufthansa ohne Strategie auskommen muß. Statt Zielen, daraus abgeleiteten Strategien und deren operativen Umsatz in einer Taktik, gab er die operativ-hektische Parole aus, auf den Markt zu reagieren.

Und so irrt Lufthansa ziellos durch SCORE. Das Handelsblatt nannte das auf der Titelseite den „Irrflug der Lufthansa“ und zerlegte die fehlende Weitsicht auf vielen Seiten. Auch das Manager Magazin schlug in diese Kerbe. Aber anscheinend hat der Aufsichtsrat den Vorstandsvorsitzenden noch nicht ins Gebet genommen, denn letzten Donnerstag, vor dem Streik, erklärte Dr. Franz Marietta Slomka, der deutlich anzumerken war, wie sie unter den schlechten Antworten litt, im Heute Journal seine „Strategie“.

Da holte er weit aus, beschrieb, wie schwierig der Markt doch dank Wettbewerb, insbesondere natürlich den schlimmen Billigfliegern und den bösen, bösen Arabern sowie der hohen Ölpreise sei.

Herr Dr. Franz, das ist eine Lagebeschreibung, aber keine Strategie. Auch ihre folgenden Worte taugen nicht dazu:

Wir müssen das Unternehmen zukunftsfähig aufstellen, sonst kommen wir in einen Schrumpfprozess und den können wir uns als Unternehmen nicht leisten.

Bestenfalls haben Sie damit ein Ziel ausgegeben. Nämlich das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Das allerdings auch sehr dürftig ist, denn es ist weder quantifizierbar noch meßbar. Es ist so schwammig wie Ihre Antworten in dem Interview.

Eine Strategie wäre ein „grobes Wie“, also eine Richtung, wie das Ziel erreicht werden könnte.

Dabei hat Ihnen Frau Slomka mit ihrer Fragestellung schon Hinweise gegeben:

[Was ist Ihre Strategie, Anm. T.E.] über bloße Einsparungen im Personalbereich hinaus, das ist ja auch nicht das Kreativste?

Da mag man jetzt streiten, ob „Sparen“ die Strategie und „Einsparungen im Personalbereich“ die Taktik sind, oder ob man „Einsparungen im Personalbereich“ auch noch als Strategie durchgehen lassen will. Doch mit Ihrer Antwort, Herr Dr. Franz, sind Sie ja noch nicht einmal in die Nähe gekommen.

Dabei gehört zum Berufsbild des Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsratsmitglieds, das sind Sie ja auch bei einigen Unternehmen, z.B. der Roche oder der Stadler Rail Group, eigentlich das Herausarbeiten von Strategien und deren operativ-taktische Umsetzung zu leiten.

Doch stattdessen verwechseln Sie auf der Hauptversammlung panisches Hinterherlaufen mit einer Strategie und jetzt im ersten Streik-Interview Ziele mit Strategien. Da überrascht es mich nicht, daß Lufthansa auf keinen grünen Zweig kommt.

Eigentlich müßten den Mitgliedern des Aufsichtsrats der Lufthansa die Haare zu Berge stehen und kalte Schauer den Rücken herablaufen, wenn sie solche Aussagen von ihnen hören.

Dazu kommt, wie Sie sich winden mußten, als Frau Slomka Sie nach einem Kontakt zum UFO-Vorstand Baublies fragt oder später nach der schlechten Stimmung im Unternehmen, Sie dann sogar unterbricht, weil Sie ablenken wollen. Das erweckt den Eindruck, als hätte Frau Slomka Sie mit der Hand im Honigtopf erwischt, sonst hätten Sie ja geradeheraus antworten können.

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4 Gedanken zu „Lufthansa-Vorstand weiter ohne Strategie

  1. In der Tat schien Frau Slomka „not amused“ über die Sprechblasen und Ablenkungsversuche sowie Ausweichmanöver hinsichtlich ihrer Fragen. Dr. Frank hat dort ein für den Vorstandsvorsitzenden eines Prime-Unternehmens mit Imagewirkung für Deutschland auf der ganzen Welt klägliches Bild abgegeben. Aber was wird geschehen? Entweder nichts, und es wird weiterge“managed“ oder (wahrscheinlicher) irgendwann wird der Vorstandsvorsitzende geschasst, und wandert wieder mal mit Millionenabfindung zum nächsten DAX-Konzern für´s gleiche Spiel.
    Man muss kein LINKER sein, um diese Unsäglichkeiten mehr und mehr als untragbar zu empfinden! Vielleicht wäre die „Lösung“ mal darin zu finden, sich auf seine echten Kernkompetenzen und -kenntnisse,-fähigkeiten zu beschränken (als Unternehmen), statt ständig auf allen Hochzeiten tanzen und den Hochzeitslader spielen zu wollen! Der Wachstumswahn geht zu Lasten der Mitarbeiter und letztendlich der Kunden. Darüber müssen sich allerdings auch mal die Aktionäre den Kopf zerbrechen. Reichte es nicht, mit solidem Geschäft solide Gewinne und qualitativ hochwertige Leistung zu erzielen? Dazu dem Unternehmen gut verbundenes Personal auf allen Ebenen – als Fluggast betrachte ich die Entwicklungen mit grosser Sorge: in der ganzen Branche geht es nur noch um Kostenminimierung und man nimmt offensichtlich Qualitätsverluste in Kauf – angefangen von Fluglotsen, die für ihre TOPleistung geradezu lächerlich bezahlt werden, über Piloten bis zur Kabine oder Bodenpersonal.. die Herren Manager mit Millionengehältern scheren sich darum nichts mehr. Abgehoben, weltfremd und ignorant gegenüber dem eigentlichen impliziten Ziel ihres Unternehmens, hier der Lufthansa, agieren sie letztendlich unternehmensschädlich. Ist ja sowieo egal – am Ende gibt´s Millionen für´s Versagen obendrauf…

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