Miles&More ist ja angeblich ein Kundenbindungsprogramm für besonders loyale Kunden. Das hat Dr. Franz zuletzt auch wieder auf der Hauptversammlung behauptet, um gleichzeitig Meilen für Zahnersatz anzubieten.
Dennoch reduziert er laufend die Vorteile für besonders treue Kunden. Man merkt, daß seine Definition von Loyalität sehr einseitig ist. Bei den vielen Verschlechterungen verliert man leicht den Überblick, daher möchte ich sie im Rahmen meiner „Jubiläumsartikelserie“ mal zusammenfassen.
- Die Meilenentwertung:
Durch eine heimliche Erhöhung der „Prämienreife“, das ist Lufthansa-Deutsch für die Zahl der Meilen, die für einen Prämienflug nötig sind, hat Lufthansa die Konten der Miles&More-Mitglieder entwertet. Nach meinen Schätzungen beträgt der Schaden für die Kunden bis zu 3,6 Milliarden €. Gegen diese Entwertung richtet sich meine Klage.
Durch die Entwertung sind jetzt auch mehr Flüge nötig, um einen Prämienflug zu bekommen – z.B. 10,5 statt 8. Der Meilenwert für die Kunden ist deutlich gesunken. - Entwerten der Upgradevoucher
Rechtlich sehr ähnlich ist die neueingeführte Beschränkung für Upgrades in die First Class mit Upgrade-Vouchern auf Lufthansa Flügen aus den Business-Buchungsklassen P und Z. Das Upgrade ist ab 3.9. nicht mehr möglich und damit die Upgrade-Voucher entwertet.
Die Upgrade-Voucher sind aber an eine bestimmte Zahl von erflogenen Meilen gekoppelt, entweder, weil Statusschwelle erreicht wurde oder ganz „platt“ als „Treue-Bonus“ für HON Circle Mitglieder und Senatoren. Damit sind sie ein umsatzabhängiger Rabatt, der nachträglich nicht entwertet werden darf.
Immerhin hat Lufthansa hier mal nicht heimlich agiert, sondern die Kunden rund 4 Monate vorher informiert. Doch dürfte diese Frist auch zu kurz sein – obwohl Lufthansa in ihren internen Service-FAQ behaupten, daß das zulässig sei. Frech behaupten kann man das ja mal, es gibt sicher ein paar Kunden, die der Lufthansa noch etwas glauben, obwohl sie es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt. Letztlich bleibt hier wohl auch nur eine Klage. - Erschweren von Upgrades
Gleichzeitig mit der Entwertung der Upgrade-Voucher wurden auch Upgrades mit Meilen aus der Business in die First erschwert: Sie sind auch nicht mehr in den Buchungsklassen P und Z möglich. Das ist eigentlich unverständlich, denn Upgrades sind die für Lufthansa billigste Meilenverwendung bei Flugprämien. - Erschweren des Meilensammelns
Durch eine „Spreizung des Meilen-Accruals“, wie Lufthansa das auf gut deutsch nennt, ist das Meilensammeln deutlich erschwert worden. Insbesondere sind die Business Class Tickets abgewertet: In der (neuen) Buchungsklasse P gibt es nur 100% Meilen, in Z 150%.
Völlig selbstwidersprüchlich hat Lufthansa hier immerhin erkannt, daß die Zusage der Meilen beim Verkauf des Tickets erfolgt und nachher der Vertrag nicht einseitig geändert werden kann. Daher schreibt sie für Tickets in Buchungsklasse Z, die vor dem 1.4. ausgestellt wurden, noch die vollen 200% Meilen gut, sofern der Kunde sich bei Lufthansa meldet.
Dadurch sinkt die Business Class im Meilenwert unter flexible Economy-Tickets. Damit werden ausgerechnet die Geschäftsflieger geärgert – und zwar nicht nur bei den Prämienmeilen, sondern auch bei den Statusmeilen. - Beschränkung des Loungezugangs für Frequent Traveller
Für Frequent Traveller hat Lufthansa den Zugang zu Partner-Lounges gestrichen, das betrifft auch Flughäfen wie Graz oder Münster. Damit ist der Nutzen des Frequent Traveller Status massiv reduziert. Ein Grund, weshalb ich untersucht habe, bei welchen anderen Programmen man schneller zum Status kommt: Bei fast allen. Mit Statusmatch ist auch der Einstieg erleichtert. - Beschränkung des Loungezugangs bei Germanwings
Einen weiteren Kunstgriff zum Entwerten des FTL hat Lufthansa sich durch die Übergabe von Strecken an Germanwings einfallen lassen: Dort gibt es, weil das ja eine andere Airline ist, so verschroben argumentiert Lufthansa über die eigene Tochter, für Frequent Traveller keinen Lounge-Zugang mehr. - Fehlende Statusvorteile bei Germanwings
Mit der Argumentation drückt sich auch Lufthansa darum, den Stammkunden den Business oder First Class Check-In auf Germanwings Flügen anzubieten. Eine weitere Entwertung von Miles&More durch die Hintertür. - Wegfall der Buchungsgarantien für HON Circle
HON Circle Mitglieder konnten früher garantiert immer ein Ticket in der Buchungsklasse D und C buchen. Die Buchungsgarantie in D wurde schon im September 2011 abgeschafft, jetzt auch die in C. Damit können nur noch die teuersten Business Class Tickets in J gebucht werden. Ein wesentlicher Vorteil des HON Circles wurde damit gestrichen – während der Statusgültigkeit der Kunden. Auch hier wurde für Treue ein Rabatt vertraglich versprochen und während der Laufzeit des Vertrages weggenommen. Meines Erachtens ist das genau derselbe Sachverhalt, wie in meinem Fall – und ich bin auf die ersten Klagen deswegen gespannt. - Erreichen des HON-Status deutlich erschwert
HON Circle Meilen werden nur noch auf Business und First-Class-Flügen gesammelt, zusätzlich kommt die Effekte der „Spreizung des Meilen-Accruals“ in der Business Class sowie die Einstellung innereuropäischer Strecken zu Gunsten von Germanwings hinzu, sowie geplante Einschränkungen von First Class Strecken. Da fange ich langsam an zu glauben, daß es wirklich ein Gerücht war, die Zahl der HON auf ein Viertel zu reduzieren, man will sie wohl ganz abschaffen?
Auch die Umstellung ist grenzwertig, sie findet innerhalb der Requalifikationsperiode bestehender HONs statt. Weil die natürlich ihr Kuafverhalten auf die versprochenen Leistungen und deren Erreichung abgestellt haben, es also ein längerfristige Absprache gibt, könnte das auch vertragswidrig gewesen sein. Geschickter wäre eine Umstellung in zwei Jahren gewesen – aber vermutlich inkompatibel zum strategielosen Agieren des Vorstands.
Lufthansa scheint zu glauben, die HONs mit ein paar netten Textbausteinen halten zu können.
Dazu kommen weitere Nachteile, wie die neue Businessclass, die von vielen Nutzern als unbequem beschrieben wird. Zuletzt hat Sven Hennig, der regelmäßig Reiseberichte über Flugzeugkabinen und Hotels schreibt, nur wenig Lob gefunden. Auch die neue Europa-Kabine ist sowohl in Economy als auch Business kein Meisterstück geworden. Das weiß der Lufthansa Vorstand auch, wie ein offener Brief an die Mitarbeiter beweist.
Für die Kunden ist Lufthansa gerade wenig attraktiv. Viele Verschlechterungen sind auch vertragswidrig, es besteht also eine hohe Gefahr weiterer Klagen. Das bedeutet ein hohes Risiko auch für die Anteilseigner.
Wie der Aufsichtsrat einen Vorstand, der so massive und offenkundige Fehlentscheidungen trifft, weiter unterstützen kann, wundert mich.
Hinzu kommt noch der Punkt: Ab dem 1.9 werden bei Flügen mit Lufthansa Private Jet nur noch dem Hauptfluggast Status- und Prämienmeilen gutgeschrieben und nicht wie bisher alle Passagiere, wodurch es aus meiner Sicht unattraktiver wird dieses Produkt überhaupt noch zu nutzen, da es anderweitige Alternativen gibt die günstiger ausfallen. Dieser Punkt wird seltener bzw. nicht so öffentlich diskutiert, da meiner Meinung nach die Betroffenen nicht damit hausieren gehen wollen. Dennoch halte ich diese Änderung auch in Hinblick auf die bereits verabschiedeten Verschlechterung als erwähnenswert.
Also so langsam finde ich, es paranoid. Und vor allem: ein öffentlich bezahlter Professor scheint wirklich zu viel Zeit zu haben, die eigentlich für die Betreuung der Studenten aufgewendet werden sollte, als einen Privatkrieg gegen ein einzelnes Unternehmen.
Um was geht es hier eigentlich? Um ein reines Luxusproblem, denn ob man nun von der Business- in die Frist Class upgraden kann, ist kein Problem von existenzieller Bedeutung. Ob jemand eine Lounge aufsuchen kann, ist doch eher ein Problem von unterbeschäftigten Luxusgören, die mit ihrer Zeit nicht wissen, wohin. Kein Manager hat in dieser Welt die Zeit, sich langwierig in Lounges aufzuhalten – da arbeitet er lieber was sinnvolles.
Die wenigsten Firmen nutzen die Meilen, sondern schenken sie ihren Mitarbeitern. Dies ist richtig und dies ist auch in Ordnung. Aber jeder, der hier meckert, der sollte mal in der Alltagswelt ankommen.
Die Diskussion über die existentielle Bedeutung von Fragen überlasse ich Philosophen. Die praktische Alltags-Wirklichkeit ist wesentlich einfacher: Vertraglich ist eine Leistung versprochen, die in Salamitaktik immer weiter reduziert wird. Das ist schlicht rechtswidrig. Dagegen gehen ich vor.
Dabei teile ich übrigens Ihre Ansicht zu Lounges nicht: Wer Umsteigeverbindungen nutzen muß, hat zwangsläufig Aufenthalte am Flughafen. Da ist eine Lounge in der Regel ruhiger als der Wartebereich am Gate. Und ermöglicht erst das Arbeiten. Deshalb bekommen deutsche Politiker die Gold-Kärtchen der Airlines geschenkt.
Im Übrigen haben auch „öffentlich bezahlte“ Professoren gelegentlich Freizeit, gerade wenn die Studenten, wie meine, mit Ihrer Betreuung sehr zufrieden sind. Als „öffentlich bezahlten“ verwundert mich aber, daß gerade der Bund, Länder und Kommunen sowie öffentliche Unternehmen sich noch nicht meiner Klage angeschlossen haben. Denn auch die sitzen auf Meilenbergen, die von Lufthansa vertragswidrig entwertet wurden.
Hallo Publicus, vielleicht bist Du es schon? Warum soll ein öffentlich bezahlter Professor keine Meinung haben? Hast Du bei ihm Unterricht oder wer gibt dir Informationen, dass er die Zeit seinen Studenten stiehlt?
Ein wenig mehr Objektivität wäre besser oder einfach still sein, wenn man es nicht kann!
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